Ausgespielt – das Drama mit deutschen Musicalhäusern #musicalmittwoch

Potsdam, Essen, München und erst vergangenen Montag Oberhausen – seit Jahren schon schließt Stage Entertainment als führendes Unternehmen im Genre Musical wichtige Bühnen an zentralen Standorten in Deutschland.  
Immer wieder wird in laufenden Diskussionen seitens Stage betont, dass es dabei nicht nur um finanzielle Aspekte, sondern vor allem auch um die Variation und Exklusivität einzelner Spielstätten und Städte ginge. Doch auch der Laie erkennt vor allem eines: Das Musical befindet sich auf Sparkurs. Häuser sind nicht so gewinnbringend wie gewünscht, knapp 80 Mitarbeiter verlieren ihren Job, Häuser werden geschlossen und verkauft.  

Auf der Suche nach Gründen muss man eines ehrlich zugeben – Stage spart seit Jahren vor allem an einem: Innovation. Immer häufiger werden Stücke einfach nur als Wideraufnahme angekündigt oder wahlweise mittels Tourproduktion durch ganz Deutschland gejagt. Ein cleverer Schachzug aus Sicht eines Unternehmens, kann man so doch an Bühnenbild, Probenzeiten und Orchester sparen. Vor allem letzteres fiel jüngst vermehrt negativ auf und führt auch bei mir dazu, dass ich immer weniger auf große Shows setze.
Parallel zu diesen Entwicklungen steigen Ticketpreise jedoch in abartige Höhen, sodass man unter 80€ nur noch mit Rabatt in eine Show kommt. Bitter, wenn man bedenkt, dass jedes Stück des Unternehmens en Suite in Theatern mit mehreren tausend Plätzen vor teils gähnender Leere spielt.

Kultur, die im Ursprung für Jedermann sein soll, wird hier als überteuertes und immer billiger inszeniertes Luxusprodukt verkauft. Wohl kaum jemand geht zu diesem Preis doch mehr als ein, zweimal im Jahr in ein Musical oder nutzt die „günstige“ Gelegenheit für einen Familienausflug am Wochenende …
Noch dazu kommt, dass auch die Konkurrenz am Stadttheater oder Festspielbühnen nicht schläft. Im Gegenteil: Immer mutiger und innovativer wird!
Stücke wie „Goethe!“ und „Robin Hood“ werden neu geschrieben, Off- Broadway wie „Spring awakening“ oder „Altar boyz“ aufgegriffen und bewiesen, dass echter Tiefgang im Genre doch noch möglich und gewollt ist. Es geht dabei vor allem um Chancen, die genutzt werden, Kreativität, Spaß und nicht zu vergessen: Qualität.
Ebendiese kann Stage gar nicht selbst gewährleisten, wenn nur der große, glänzende Broadway als Vorlage dient. Weg vom Abklatsch und vermeintlichen Geldquellen und hin zu den eigenen Geschichten. Wir wollen mehr von Shows wie „Das Wunder von Bern“ und „Amelie“.

Was sich ändern muss?

Die Preispolitik. Weg vom Luxusgut, hin zu spontanerem Entertainment und Restplatztickets. Hier würde eine Orientierung am Broadway zur Abwechslung mal guttun. Außerdem brauchen wir in Deutschland neue Ideen. Neue Autoren, Leute mit Visionen für gutes Theater abseits vom Disney- Mainstream. Die deutsche Musical-Bühne als solche muss sich endlich wieder etablieren und aus dem Kinderschuh heraus ihren eigenen Weg gehen.

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