Das Testament der Tante Abigail [Sommerspektakel, Schauspielhaus Neubrandenburg)

Der Sommer beginnt, Neubrandenburg wird düster: Das “Sommerspuktakel” öffnet die Musical-Tore zur Villa der verstorbenen Tante Abigail. Angereist sind ihre schaurigen Verwandten, die das ersehnte Erbe jedoch nur antreten dürfen, wenn sie sich von Mordlust und Grusel lossagen.

Das Testament der Tante Abigail Neubrandenburg

Eröffnet wird mit O’Brians “Time Warp” – Publikum verhalten, Altersdurchschnitt klar. Herbie Hunter vom „Daily Horror“ meldet sich von der Mattscheibe links außen und verkündet Horror-News aus der Stadt “Newbrandenburg”. Verbraucht, aber das Publikum lacht, passt.

Was dann folgt, lässt sich im Guten nicht formulieren: wirre Dialoge jagen wilde Jukebox-Hymnen, jagen Slapstick-artige Comedyeinlagen. Nach der geschmetterten Compilation aus “Das bisschen Haushalt”, “I want to break free” und “It’s a hard knock life“ war’s bei mir vorbei. Das Niveau muss in der Pause nach unten korrigiert werden. Pluspunkt: wie immer gibt es leckeres Essen und Freigetränke. Der Sekt kommt gut an, Teil zwei kann beginnen.

Und wie er beginnt: Vampir Lisa Scheibner und Daniel Felix Adolf als Sozialarbeiterbürschchen eröffnen musikalisch. Endlich glänzt die Live-Band unter Leitung von Thomas Wolter. Szenen-Applaus. Das Stück könnte noch die Kurve kriegen, biegt dann aber komplett falsch ab: Pionierlieder, und DDR-Witz werden ausgepackt. In einem furchtbar albernen Thermomix-Song (WTF?!) fasst der wirre Onkel Dexter alias Dirk Schmidt es gut zusammen: Man soll schunkeln, applaudieren und mitsingen. Publikum flippt aus. Toll. Die Show endet in einem großen Chaos, das Momo Böhnke als Butler – mein absolutes Highlight! – nicht nur konsequent zittrig verspielt, sondern mit Meys Schlager “Der Mörder ist immer der Gärtner” auch noch beeindruckend besingt. Bravo dafür, ganz ehrlich!

Schauspielhaus Neubrandenburg

Danach: der Tontechniker fragt, wie es mir gefallen hat. Ich, leicht sarkastisch: “Tja, war halt ein wirrer … Klamauk, oder?!” Warum man die junge Zielgruppe mit Ost-Witz verprellen muss und inwiefern diese Inszenierung humoristisch war, das werde ich nicht mehr verstehen. Musikalisch und schauspielerisch war’s solide bis herausragend, die Show sah ganz gut aus und ich hatte einen schönen Abend. Nächstes Mal wird’s auch inhaltlich besser.

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