Rebecca [Vereinigte Bühnen Wien]

Aufführungsdauer: 2,5 Stunden
Platzempfehlung: Reihe 13, Parkett links, Platz
10

Das größte Problem einer Show von Sylvester Levay und Michael Kunze? Sie ist komplett durchkomponiert und man kann gar nicht so oft jubeln, wie man am liebsten würde. 

REBECCA erzählt die Geschichte einer jungen Gesellschafterin, die auf einer Reise in Monte Carlo den älteren Witwer Maxim de Winter kennenlernt und sich in ihn verliebt. Sie heiraten und ziehen gemeinsam in sein Anwesen nach Manderley. Doch hier merkt die junge Frau schnell, dass sie gar nicht erwünscht ist – Personal und insbesondere Haushälterin Mrs Danvers schwelgen in nostalgischen Erinnerungen an Maxims erste Frau Rebecca. Sie war wunderschön, klug und allseits beliebt, doch hütete auch ein dunkles und zerstörerisches Geheimnis. Dieses überschattet auch die Gegenwart und könnte sich bald zwischen die junge Liebe stellen. Was hat es mit Rebeccas tragischem Tod wirklich auf sich? 

Sie ergibt sich nicht. Man besiegt sie nicht. Sie ist stark, der Macht des Todes unterliegt sie nicht.

REBECCA war seit der Uraufführung 2006 nicht mehr in Wien, umso größer die Freude, dass die Bühnenadaption des Thrillers von Daphne du Maurier nach Texten von Michael Kunze und Musik von Sylvester Levay endlich wieder im Raimund Theater aufgeführt wird und damit nach Hause kommt. Und was für ein Come Back! Zur Feier des Tages gönnen sich die Vereinigten Bühnen Wien ein etwas modernisiertes Bühnenbild, ein paar neue Details hier und da und einen frischen Look. Realistisch weht dann auch der Efeu im Wind und die Haare auf dem Balkon. Diese Liebe zum Detail gefällt mir. Neu in der Inszenierung sind die Projektionen in den Übergängen der Szenen, die besonders zum Ende ihre Wirkung nicht verfehlen. Der große Showdown, in dem Manderley lichterloh brennt, vereint die digitale Optik und großartige Pyrotechnik, die die Flammen auf der ganzen Bühne wüten lässt. 

Und auch das tatst du mit Rebecca. Und das! Und das! Und das!

Doch nicht nur beim Bühnenbild wurde poliert, auch die Besetzung kann sich mehr als sehen lassen. Ich habe schnell aufgegeben zu zählen, wie oft mir kopfschüttelnd ein begeistertes “Unfassbar” rausrutschte. Unfassbar, wie Nienke Latten, die erstmals in Wien spielt, die Hauptrolle der “Ich” im hohen Sopran über zwei Stunden lang perfekt sang, akzentfrei spielte und noch dazu unglaublich süß und charmant wirkte. Die Entwicklung vom schüchternen Mädchen zur starken Frau spielt sie mühelos, sehr natürlich und mit dem nötigen Biss. 

Unfassbar, wie gut VBW-Allrounder Mark Seibert die Rolle des Maxim de Winters steht. Den eleganten Gentleman kann er sowieso, aber auch der verzweifelte und wütende Maxim wurde von ihm überzeugend gespielt. Der Umbruch des Stückes, die extrem aufwühlende Ballade “Kein Lächeln war je so kalt”, war mitunter die beste Interpretation des Liedes, die ich je gehört habe. 

U.n.f.a.s.s.b.a.r. auch Willemijn Verkaik als Haushälterin Mrs. Danvers. Auch sie gibt ihr VBW-Debüt, war jedoch schon jahrelang am Broadway, Westend und der deutschsprachigen Musicalszene zu ereleben. Sie mimt zweifellos die anspruchsvollste Rolle auf der Bühne, in der im Finale 1. Akt alle nur auf diesen einen Schlusston warten. Und dann steht sie auf der Treppe, singt die erste Reprise auf den immer wiederkehrenden Titelsong “Rebecca” und … sagen wir es so: Der Saal tobte nicht nur, er explodierte.

Es ist ihr Lächeln, das ich vor mir seh. Wohin ich auch geh, kein Lächeln war je so kalt.

Auch die bekannte Balkon-Szene im Duett mit Nienke Latten im 2. Akt ist ein wahrer Ohrenschmaus und erntet zurecht den längsten Applaus des Abends. Unfassbar, was für eine Kraft, was für eine Brillanz, aber auch was für einen Witz Verkaik in diese Rolle legte und mit welcher Leichtigkeit sie das Stück zusammenhielt. 

Eine Hand wäscht die andere Hand – ich halt das Maul und kassiere!

Nicht minder witzig war auch Annemarie Lauretta, die an diesem Abend als Cover der Mrs. van Hopper glänzte. Was für eine Bühnenpräsenz! Premiere feierte Robert David Marx als Fiesling Jack Favell mit wunderbar-schmierigem Auftritt. Annemieke van Dam begeisterte als Maxims Schwester Beatrice gemeinsam mit ihrem Mann Giles, gespielt von Florian Fetterle, James Park als treuer Diener und Freund. Es sang und spielte außerdem ein hochkarätig besetztes Ensemble, begleitet wurde von den Klängen des großen VBW-Orchesters. Episch!

REBECCA zeigt in Wien gerade, wie gut die VBW Musical können. Hochkarätig, spannend, frisch inszeniert und mit einnehmender Musik ist dieser Klassiker unter den deutschsprachigen Stücken ein Garant für einen ausgezeichneten Abend mit am Ende stehenden Ovationen.  Sehr empfehlenswert!

©Bilder: VBW Vereinigte Bühnen Wien

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