Berliner Kriminaltheater [Rezension]

Ein todsicheres Muss für alle Agatha Christie Fans!

Am Samstag, 12.05.2018, hatte ich das Vergnügen, mir eine Vorstellung im Berliner Kriminaltheater anzusehen.  Nebst gemütlicher Atmosphäre im Berliner Umspannwerk, sowie einer großartigen Bühne, konnte mich auch das Stück – „die Mausefalle“ – mitreißen.

Zur Handlung möchte ich ungerne zu viel sagen, da es sonst sämtlich Spannung vorwegnehmen würde, und es dann keinen Spaß mehr macht. Vielleicht nur so viel: Christie- Fans kommen definitiv auf ihre Kosten, denn das Stück ist durchaus geprägt vom klassischen, vielleicht sogar nostalgischem, Flair. Dies machte es jedoch keinesfalls altmodisch oder verbraucht.

Die Geschichte wird mit dem gewissen komödiantischen Aspekt gut getragen und ist schon im Text treffend, keinesfalls zu langatmig und mit einer gewissen Doppeldeutigkeit und Leichtigkeit zu verstehen. Der Humor kommt nicht zu kurz, auch wenn man ihn stellenweise durchaus als makaber beschreiben könnte und ich mir nicht sicher bin, ob man aus Unsicherheit lachte oder weil es wirklich witzig war.

Bemerkenswert sind in diesem Stück wohl die schauspielerischen Leistungen. Von Beginn an lebte jeder die Rolle und spielte sie stets präsent aus.

Ebenfalls die sehr deutliche Artikulation und starke Mimik aller Schauspieler, die für mich nicht selbstverständlich ist, konnte überzeugen. Auch ohne technische Hilfsmittel konnte man jedes Wort gut verstehen, selbst wenn es mal hektischer oder ruhiger wurde.

Ein hohes Energielevel fiel auf der Bühne sofort auf, das sich perfekt auf die Zuschauer übertrug, die teilweise wild spekulierten und alle fünf Minuten ihre Verdächtigen überdachten. Spannung lag in der Luft und die Schauspieler glänzten, als wäre es die Erste und nicht die über 1350. Vorstellung. In keinem Moment hatte ich das Gefühl, es wäre nur eine alltägliche Routine, die sie abspielen, sondern jeder gab wirklich alles und wollte die dichte Atmosphäre erhalten. Passive Präsenz in scheinbar unbeobachteten Momenten war bestens ausgefeilt und es wirkte eben dadurch sehr authentisch. Hierdurch kam auch: „Spannung, bis zum letzten Akt“ auf, wie es einer der Charaktere, innerhalb des Stückes, mit einer herrlichen Doppeldeutigkeit, formulierte.

Doch einen möchte ich besonders hervorheben. In der „Mausefalle“ treffen die verschiedensten Charaktere aufeinander. Unter ihnen auch Christopher Wren, einer der durch sein hektisches, fast psychopathisch wirkendes, Verhalten hervorsticht. In der Pension, die zum Schlüsselpunkt eines Mordes wird, passt nahezu jede Beschreibung des Täters auf ihn. Thomas Wingrich schaffte an diesem Abend eine schauspielerische Leistung, die so authentisch wirkte, wie nur wenige Darstellungen, die ich bisher sah. Zweifellos ist dies natürlich auch auf die fantastisch ausgeschriebene Rolle zurückzuführen. Doch letztlich ist diese auch nur gut, wenn etwas daraus gemacht wird. Und das wurde es! Zwei Stunden lang sah man nicht nur ständig wechselnde Emotionen, Wut, Angst, Liebe, völlig „gestörtes“ Verhalten – nein, man sah einen Mann, dem man all dies ohne zögern abkaufte. Zu 100% immer präsent glänzt Wingrich schon allein durch seine Körpersprache. Präzise und stets auf dem Punkt, reagiert er auf jede Vorlage gegen ihn und erfüllt nicht nur eine Rolle, sondern geht über das hinaus, was man nur Schauspielern nennen kann. Er lebte in jedem Moment einen Wahnsinnigen.

Er verunsichert durch starren, gehässiges Lachen und seinen Ausdruck so extrem, dass es für ihn eine wahre Freude sein musste, die Reaktionen aus dem Publikum zu beobachten.

Wie in jedem Christie war es nach nur kurzer Zeit so, dass man wirklich jeden unter Verdacht hatte. Spannung bis zum Ende und verzwickte Szenen, perfekt inszeniert und in einem einfachen Szenenbild verpackt. Hierbei ging man nach dem Motto „weniger ist mehr“. Die Eingangshalle der Pension, sowie mehrere abgehende Türen waren alles, doch es reichte, da sich eh das Meiste durch Dialoge und weniger durch Bildwechsel abspielte.

Auch Licht und Ton waren minimalistisch und schafften es trotzdem für die Spannung zum richtigen Moment zu sorgen. Gefühle wurden durch bedrohliche und trotzdem einfache Musik transportiert. Das Licht baute atmosphärische Szenen auf und stellte einen guten Teil des Flairs dar. Jedoch konzentrierte man sich auch hier eher auf schauspielerische Leistungen als auf die ständigen Lichtwechsel, die wohl eher störend gewesen wären.

Klassisch, spannend und immer mit einem Augenzwinkern – das ist „die Mausefalle“. Schauspielerisch großartig umgesetzt und niemals langweilig wird ein Klassiker der Literatur, sowie eines der bekanntesten und erfolgreichsten Stücke aller Zeiten, nicht nur gespielt, sondern immer wieder für das Publikum gelebt. Dafür spreche ich eine klare Empfehlung aus und freue mich schon, wenn ich das nächste Mal nach Berlin fahren kann, um dem Theater einen weiteren Besuch abzustatten.

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