Top #10 | Jahreshighlights 2018

Es ist zu einer schönen Tradition geworden, dass ich euch am Ende des Jahres meine Highlights aus dieses Jahr vorstelle, viele der Bücher habe ich im Laufe des Jahres bereits rezensiert oder anderweitig besprochen, manche dürften euch jedoch auch überraschen.

Wichtig ist mir nochmal zu betonen, dass die Bücher nicht zwangsläufig in diesem Jahr erschienen sein müssen, sondern vielmehr eine Zusammenfassung meines Lesejahres darstellen. Hierbei ist auch zu sagen, dass nicht jedes dieser Bücher meine höchstmögliche Bewertung erhalten hat, einige der Titel stechen auch ohne die 5- Sterne- Bewertung aus der Masse heraus. Wie immer ist es mir auch in diesem Jahr schwergefallen, mich auf eine Reihenfolge in den Top 10 festzulegen, daher ist dieser Rang zur bedingt entscheidend, alle Bücher, die in dieser Liste sind, könnten auch auf dem 1. Platz stehen.

Die ausführlichen Rezensionen und Inhaltsangaben habe ich euch jeweils im Titel des Buches nochmal verlinkt.

  1. Platz

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INVISIBLE

Aufmerksame Leser dürften in diesem Moment ein Flashback im Jahr 2016 haben, dort war „Anonym“ mein absolutes Highlight. Der Nachfolger hat es für mich doch „nur“ auf en 10. Rang geschafft. Das Buch konnte nicht immer mit dem 1. Teil mithalten und hatte für mich einige Schwächen im multiperspektivischen Erzählstil, den ich eigentlich schätze. Abwechselnd schreiben die beiden Autoren ein Kapitel aus der Sicht von Nina Salomon bzw. Daniel Buchholz. Sie ergänzen sich und tragen die Handlung dadurch, dass sie entweder die Situation nochmal aus der Sicht des jeweils anderen beschreiben oder eben eine neue Szene anbieten. Hier fehlte diesmal etwas der Drive, um die Geschichte nicht nur mit Stil und privatem Geplänkel zu füllen. Trotzdem konnte mich „Invisible“ durch seine ausgefallenen Ideen und die Aktualität der Thematik begeistern. Durchsichtigkeit im Netz und die fehlende Anonymität werden hier auf drastische Weise offengelegt und haben für mich letztendlich das Buch gerockt, auch wenn die Beiden diesmal eine Weile gebraucht haben, um die Idee an den Leser zu verkaufen und dann am Ende nur „abwürgten“. Es bleibt einfach diskutierbar und drastisch, ein Thriller, ja, aber auch ein zeitaktueller Roman, der wichtige Probleme und Risiken des Internet aufgreift und dem Leser präsentiert.

  1. Platz

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TURTLES ALL THE WAY DOWN

Eine Premiere – John Green hat es noch nie auf einen meiner Ränge in den Top Ten geschafft. Ich konnte nie was mit seinem Schreibstil anfangen, er ist „möchtegern- poetisch“ und in meinen Augen eigentlich viel zu aufgesetzt. Doch in „Turtles all the way down“ – im Deutschen „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ zeigt er eine völlig neue Seite. Er beschreibt die Depressionen der 16- jährigen Aza Holmes. Ihre Gedanken und Gefühle werden durch viele Metaphern und Verbildlichungen an den Leser getragen und er kann ihre Gedanken, ihre Geschichte verstehen. John Green hat es in diesem Roman geschafft, Emotionen zu beschreiben, die bei ihm sonst immer zu aufgesetzt kamen, er hat sich in die Person hineinversetzt und sie dadurch so lebendig werden lassen, dass auch jemand, der sich kaum mit der Thematik auskennt, ihre Handlungen nachvollziehen kann. Ein wichtiger und lobenswerter Roman!

  1. Platz

9 TAGE WACH

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Dieses Buch hat mich wirklich schwer beeindruckt. Eric Stehfest beschriebt seine Abhängigkeit von „Christina“, Crystal Meth. Er beschreibt eine Szene, ein Rausch, alle Höhen und Tiefen und ist dabei schonungslos ehrlich- zu sich und zu seinen Lesern. Das Buch nutzt starke Bilder und ist durch die sehr persönliche Art die Autoren und direkte Ansprachen persönlich und eine Warnung an alle, niemals mit dieser Abhängigkeit zu beginnen. Das Buch sucht keine Entschuldigung, rechtfertigt nicht und er beschönigt nichts. Natürlich merkt man schon, dass Stehfest nicht zuallererst Autor ist, vielmehr möchte er privat von seinen Erfahrungen sprechen. Doch genau diese Nähe zum Leser hat das Buch für mich sehr eindringlich und emotional gemacht.

  1. Platz

DER WANDERER – MADRAK

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Der dritte Teil des „Wanderers“ des lieben Dominique Stalder stellte gleich zu Beginn des Jahres ein echtes Highlight dar. Er versteht es wie kein anderer, fremde Städte in all ihren Details zum Leben zu erwecken. Er spielt mit dem Tempo, er zoomt und gibt dann das Gesamtbild wieder. Er schreibt nicht nur, nein, er lebt seine Geschichte, jeden einzelnen Charakter, die Momente, manchmal ist es, als würde man mit ihm gemeinsam durch eine Welt fliegen, die so gut beschrieben ist, dass sie nur wahr sein kann. Der Wanderer ist als Charakter sensibel, stark und zerbrechlich, er erlebt Abendteuer, lernt Menschen kennen und muss sich immer wieder auch mit der Frage nach sich selbst auseinandersetzen.

Fitzek

DER INSASSE

Dieses Buch hat wirklich lange gebraucht, um für mich zu funktionieren. Es war tatsächlich der erste Fitzek, bei dem ich überlegt habe, nach 30 Seiten abzubrechen. Mir haben zunächst sämtliche Emotionen gefehlt und vor allem kam ich überhaupt nicht in die Story rein. Spannend, ja, definitiv, aber die Charaktere haben mir null zugesagt. Dann kam die Lesung des Autors im November. Und ab da war ich wirklich motiviert, dieses Buch zu beenden und es hat mich letztendlich doch umgehauen. Ich kann jetzt auch den Anfang verstehen, es wurde besser, es hat alles Sinn ergeben und verdammt nochmal, es wurde spannend, psychologisch und düster – genau so, wie man es von einem guten Fitzek erwarten würde. Im Gesamten hat dieser Thriller es dann doch noch auf den 6. Platz geschafft, da ich mal wieder gelernt habe, dass Fitzek doch mehr kann und man ihm vertrauen sollte, wenn der Anfang nicht so gut ist, dass trotzdem ein gutes Endergebnis herauskommt.

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ACH DIESE LÜCKE; DIESE ENTSETZLICHE LÜCKE

Ein Buch, dass ich niemals als Coverkauf gewertet hätte, es sah irgendwie immer komisch aus. Doch als ich dann im Juli Lena in Münster besucht habe, hat sie mir dieses Buch ans Herz gelegt. Der Autor, Joachim Meyerhoff, erzählt von seinem Angebot, an einer Schauspielschule in München anzufangen, er berichtet von seinem Einzug bei den Großeltern, von seinem Leben mit allen Höhen und Tiefen. Dieses Buch musste ich einfach schnell durchlesen, er erzählt philosophisch- selbstreflektierend aus seinem Leben, seiner Struktur und teilt mit dem Leser seine Gedanken, Ansichten und schrägen Erlebnisse. Er berichtet vom Scheitern – und das alles aus der jetzigen Sicht eines gut etablierten Schauspielers. Er ist selbstironisch, witzig und immer nah an dem, was man schwarzen Humor nennen dürfte. Ein Buch, dass ich wirklich jedem empfehlen kann, weil es so viele Lebensweisheiten und lustige Momente erzählt, eine große Portion Liebe in diesem Buch steckt und es einfach toll ist, diesen Roman zu lesen.

  1. Platz

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GONE GIRL

Holy Shit, jetzt wird es knapp. Dieses Buch war – der Wahnsinn! Amy, Nicks´ Ehefrau – seit mittlerweile fünf Jahren- verschwindet spurlos, alles deutet auf eine Entführung hin. Dieses Buch war schon nah an der Grenze zu dem, was eine absolute Neuentdeckung im Genre der Thriller ist. Er war so gut, ich habe ihn innerhalb von einigen Stunden durchgelesen, weil ich keine Chance hatte, ihn nochmal aus der Hand zu legen. Hier trifft Spannung auf Intrigen, großartig geschriebene Charaktere auf eine einfallsreiche Handlung. Der bisher unbekannte Autor, Flynn, ist mit seinem Buch und dem bald darauf erscheinenden Film durch die Decken gegangen und hat einen wirklich herausragend guten Thriller geschrieben.

  1. Platz

DER REPORT DER MAGD

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Dieses Buch durfte ich dank der Schule kennenlernen, ich habe es freiwillig im Englischunterricht gelesen und gleich im Anschluss auch die Serie durchgesuchtet. Ein totalitärer Staat wird beschrieben, Frauen sind nicht mehr fruchtbar, nur wenige, die sogenannten „Mägde“ können noch Kinder gebären und tragen diese für reiche Familien du Kommandanten aus. Auch Desfred ist eine Magd, der Leser erfährt zunächst einiges über ihr Leben, ihre Tätigkeiten im Hause des Kommandanten, später gibt es Geheimnisse und der Staat enthüllt seine dunklen Geheimnisse. Das Buch konnte mich in seiner Gesamtheit überzeugen, es ist dunkel, man merkt den Druck des Staates, er kontrolliert alles und dominiert durch seine Atmosphäre in diesem Buch. Die Charaktere haben kaum Luft, um zu atmen, denn alles wird manipuliert und überwacht, es gibt spannende Momente, intime Momente und wichtige Schlüsselszenen, die das gesamte Buch infrage stellen, was mir sehr gut gefallen hat. Die Gedanken der Protagonistin werden dem Leser nah gebracht, sind dabei jedoch nur selten ausformuliert, eher Momentaufnahmen, fast stichpunktartig, was zu einem enormen Tempo beiträgt und die Atmosphäre zusätzlich unterstützt.

  1. Platz

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FREAK CITY -HEXENKESSEL

Das Buch begann so ruhig, so unauffällig, nah dann innerhalb von wenigen Seiten, wenigen Momenten Spannung auf und wurde dann zu einer Explosion. Multiperspektivisch wird die Situation eines jungen Ehepaares, bwz. Pearl, einem Ermittler geschildert. Ihn kann der Leser noch kaum einschätzen, was zusätzliche Spannung kreiert, da man sich immer fragt, was noch dahintersteckt, für wen er arbeitet und wo er eigentlich steht. Den 2. Platz hat dieses Buch doch nicht unbedingt nur für die Geschichte bekommen, sondern vielmehr für den ausgefallenen Stil, die Arbeit mit Tempo, Perspektive und Cliffhangern. Die Wortwitze, der düstere Humor, die Doppeldeutigkeiten, Spitzen, charakternahe, knappe Beschreibungen, die nachvollziehbaren Handlungen und den Schauplatz, der in jeder Seite dieses Buches lebt. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil von „Freak City“ und bin gespannt, was Martin Krist noch mit dieser Stadt und seinen Bewohnern vorhat.

  1. Platz

LOA- DIE WEIßE MAMBO

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Am 29.05.2018 habe ich dieses Buch rezensiert und schon dort angekündigt, dass es ein Jahreshighlight ist. Ich hatte absolut nichts an diesem Buch auszusetzen. Optisch ist es der Oberwahnsinn, inhaltlich ein Volltreffer. Man merkt die Leidenschaft der Autorin, ihr Wissen und die herausragende Recherche auf jeder Seite des Buches. Ein Land und eine Kultur, die mir bisher fremd war, werden dem Leser nahegebracht. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, einmal in der Gegenwart, bei Zoé, einmal auf einem Sklavenschiff und dem jungen Mokabi. Die Charaktere bewegen sich innerhalb des Buches aufeinander zu und nach und nach merkt man, dass diese scheinbar unterschiedlichen Charaktere doch sehr viel miteinander zu tun haben. Petra Renée Meineke lässt die Geschichte fließen, spiegelt Gefühle wieder und zeichnet Charaktere so liebevoll mit jeder Ecke und Kante. Wortspiele und Petras gewohnt witzige Art, die Geschichte zu erzählen haben mich wirklich begeistert und die zusätzliche Spannung, die wie ein großer Bogen durch die Geschichte gezogen wird, war einmalig. Man merkt einfach, dass sie bis ins kleinste Detail an und mit dem Buch und seinen Charakteren gearbeitet hat. Das Wissen ist fundiert, die Geschichte Haitis und vor allem zur Kultur des Voodo werden in die Geschichte eingearbeitet, wirken dabei jedoch nicht lästig, sondern ergänzend. Ein Buch, das zu Recht die 6- Sterne von 5 möglichen bekommen hat. Es war mir eine Freude und ich empfehle wirklich jedem, dieses Buch zu lesen!

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