„Die Mädchenwiese“ [Rezension]

Krist malt zarte Bilder um seine Figuren, versetzt sich in ihre Lage und verstärkt gekonnt den Tritt, welchen er ihnen zum Schluss versetzt.

Autor: Martin Krist

Preis: 12,99€

Verlag: R&K

Seiten: 412

 

 

Inhalt

In einem Wald sinkt eine alte Frau neben der entstellten Leiche eines Mädchens nieder. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, als sie den Leichnam liebevoll mit Moos und Tannenzweigen schmückt. Sie spricht noch ein letztes Gebet für das tote Mädchen, ehe sie sich voller Angst und Scham abwendet und davonschleicht. Doch sie wird wiederkommen und bittere Tränen über einen weiteren grausamen Tod vergießen. Im Dorf wird sie die böse Hexe genannt, da niemand ihr Geheimnis kennt.

Vor drei Jahren ermittelte Alex Lindner als Polizist in einer Serie unheimlicher Morde, begangen von der Bestie, wie die Zeitungen den Täter nannten. Alex quittierte seinen Dienst, als ihm Zuge der Ermittlungen eine junge Kollegin ums Leben kam. Nun lebt er in dem kleinen Dorf Finkenwerda im Spreewald.

Als auch hier ein Mädchen verschwindet, ist er davon überzeugt, dass die Bestie zurückgekehrt ist. Er ermittelt auf eigene Faust, besessen davon, den Täter diesmal zur Strecke zu bringen …

Meinung

Egal, was Krist schreiben würde, seine Bücher wären immer ein Coverkauf! Auch bei „die Mädchenwiese“ hat er ins Bild einfach alles reingelegt, was das Buch ausmacht – Zärtlichkeit, Härte und den nötigen thrill.

Ich mochte, dass dieser Roman nicht direkt in Berlin spielt, sondern etwas dörflicher angelegt ist. Dies macht es nicht zu regional, da der Bezug zur Großstadt jederzeit gegeben ist, bringt aber eine harmonische Grundstimmung und damit ein besonderes Leeerlebnis hinein. (Moment, habe ich gerade echt harmonisch geschrieben…wartet nur ab…)

Auch die Figuren waren diesmal anders, weicher, nicht ganz so dreckig, wie in seinen anderen Thrillern. Gefühlt waren es weniger Figuren, sodass sich die Perspektiven besser verteilt haben und die Charaktere endlich Platz zum Atmen hatten. Am liebsten mochte ich die Sicht von Berta, welche Krist nach und nach in einzelnen Rückblenden aufarbeitet.

Tatsächlich wusste ich durch die Zeitsprünge und gut platzierten Cliffhanger diesmal schnell, worauf es wohl hinauslaufen könnte, wollte es ob der Härte aber nicht wahrhaben und habe mich dann doch vor der Brutalität der letzten Seiten erschrocken.

Krist malt zarte Bilder um seine Figuren, versetzt sich in ihre Lage und verstärkt gekonnt den Tritt, welchen er ihnen zum Schluss versetzt. Mit wenigen Worten wird er eindeutig, unmissverständlich ohne es dabei wirklich auszusprechen oder zu detailliert zu werden.  Ich mag die Themen, welcher er anspricht, sie sind aktuell, wichtig und werden viel zu selten aufgegriffen. Manchmal hätte ich mir ein bisschen mehr Emotionen in den Rückblenden gewünscht, Ekel gespürt, Hass, Wut, Angst, Kälte, Leere. Ich weiß, dass Krist dies könnte, doch manchmal neigt er dazu in den falschen Momenten oberflächlich zu arbeiten, herauszuzoomen, hier und da ein paar nicht zu kitschige Einwürfe und es wäre perfekt.

Spannend fand ich, dass die Geschichte auf zwei Zeitebenen mit so viel Zeit dazwischen erzählt wurde. Anfangs war ich kurz verwirrt, bis sich alles aufklärte. Der Autor schafft damit ein fein gearbeitetes Konstrukt, in dem man als Leser Zusammenhänge erkennt, die für die Figuren noch lange nicht gegeben sind. Hier liegt die Stärke des Krimis, da man so den Figuren immer ein Stück voraus ist und letztendlich doch wieder überholt wird, die Geschichte ihr Ding macht.

Ein spannender Thriller mit einem wichtigen Thema, vielen Momenten zwischen den Zeilen, Spannung, Cliffhangern und eben allem, was zu einem guten Martin Krist gehört.  Nichtsdestotrotz muss ich mir eingestehen, dass mir andere Romane besser gefallen haben und ich schon wirklich früh wusste, worauf es hinauslaufen wird. Hier und da hat mir eine Vertiefung gefehlt und die Charaktere, vor allem Berta, etwas oberflächlich wirken lassen. Ich vergebe 3,5/5 Sterne.

 

 

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