Niemand stirbt allein [Rezension]

 

 

Autor: Martin Krist

Preis: 9,99€

Verlag: R&K

Seiten: 272

 

Inhalt

Tabea lebt mit ihrem Mann Mark und ihrer kleinen Tochter Amy den Traum einer glücklichen Familie. Wären da nicht die Bedenken ihrer Eltern. Sie halten Mark für eine Gefahr. Tabea jedoch steht zu ihrem Mann. Bis zu jenem Tag, an dem ihr schlimmster Alptraum wahr wird.

Meinung

Ich mag Bücher, über die man nachdenkt, die erst im Nachhinein Sinn ergeben und dann umso stärker wirken.

Martin Krist hat wieder geschrieben! Der Autor vieler meiner liebsten Thriller hat sich an einem neuen Subgenre – Psychothriller – versucht und mich nicht enttäuscht. Dass ich Krists´ Cover bewundere, muss ich wohl kaum mehr betonen. Hier ist besonders, dass schon das Cover die Geschichte erzählt, dies jedoch erst später, wenn man länger nachdenkt, wirklich deutlich wird.

Krist braucht keinen großen Einstieg, er hat jederzeit die volle Aufmerksamkeit des Lesers, der darauf wartet, dass etwas passiert. In schnellen Bildern schafft er auch diesmal ein Szenario, das zunächst verwirrend und nicht einzuordnen ist. Eine Familie wird aufgebaut und zerbricht, noch bevor man Kapitel eins überhaupt beendet hat. Die Charaktere werden schemenartig skizziert – der Leser ahnt alles, weiß aber nichts. Die Protagonistin Tabea, ihre Tochter Amy und Vater Mark sind von Anfang an Fokus der Geschichte. Krist setzt hier alles auf schnelle Handlungen, bloß keine Zeit geben, um nachzudenken, zu hinterfragen, mal Luft zu holen. Nach und nach bringt er neue Charaktere ein und lässt sie durch ein Geschehen schwimmen, in dem nur er die Rettungsleine zu kennen scheint.

Hierbei überraschend: Es gibt nur eine Handlungsebene. Keine ständigen Perspektivwechsel, die kurzen Momente, sondern eine durchgehende Geschichte, in der man trotz allem nicht auf die Cliffhanger zum Ende eines Kapitels verzichten muss. „Niemand stirbt allein“ baut eben dadurch ein Tempo auf, das nicht mehr zu bremsen ist – die Weichen sind gelegt, es KANN – zumindest nach Krist – nur ein mögliches Ende geben. Dieser Eindruck verstärkt sich durch präzise Worte. Der Autor hat noch nie mehr als nötig geschrieben, hat es aber in diesem Thriller auf die Spitze getrieben. Er rote Faden wurde nicht einmal verlassen, die Figuren hatten nur einen Weg, welcher durchgezogen wurde. Liegt hier die Schwäche des Romans?

Vielleicht. Man muss sich darauf einstellen, dass Krist zum durchpreschen neigt und für ihn nun mal alles klar ist. In diesem Roman fällt es jedoch kaum auf, ob der einen Perspektive, die hier und da Gedanken, Emotionen und – spannend (!) – innere Monologe von Tabea zulässt. Sie ist auf der Flucht, der Leser spürt ihre Angst, die Tendenz zum Verfolgungswahn und Absurdität einzelner Situationen. Hier und da fallen auch gewohnt kritische Anspielungen auf Gesellschaft und das berliner- Leben. Martin stoppt zudem nicht vor wirklich schweren Themen und spricht in seinem Thriller unter anderem über PTBS, die Folgen und mögliche Auslöser. Unterhält man sich mit ihm, so merkt man außerdem, dass er nicht nur darüber schreibt sondern auch Recherche, aktuelle Geschehnisse und Wissen dahinter stecken, was für die Qualität der Fakten und somit für den Autoren spricht, die Thriller auf eine höhere Ebene hebt und sie eben nicht nur brutal – gut sind.

Ich muss sagen, dass ich sehr früh eine Idee hatte und glaube auch, dass aufmerksame Leser schnell einen Hinweis bekommen können, wie es letztlich ausgeht. Doch das hat dem Psychothriller par excellence keinen Abbruch getan und ich fand es trotzdem – oder gerade dadurch-  spannend, wie die Geschichte aufgebaut, erzählt und geschrieben wurde. Man merkt, dass der Teufel – Verzeihung: der typische Krist – im Detail steckt. Achtet einfach mal auf die Songs, die er immer wieder einbaut, Zitate, mit denen er arbeitet oder der ein oder andere Moment, in dem er mit foreshadowing umgeht und wieder einmal beweist: Dieser Mann kann einfach schreiben!  Vielleicht nicht der klassische Psychothriller, wie man ihn von Fitzek und Co. gewöhnt ist, aber eben genau dadurch originell, nicht verbraucht und für mich ein Thriller, der aus dem Rahmen „Psychothriller“ (auf)fällt, ich möchte sogar sagen, ihn neu definiert. Spannender Thrill, der bewusst auf 0815 verzichten kann – er hat es nicht nötig! Ich vergebe gerne die volle Punktzahl – 5/5 Sterne!

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