Ferdinand von Schirach

Der deutschsprachige Strafverteidiger und Autor ist mir vor allem mit seinem Theaterstück »Terror« in Erinnerung geblieben. Immer wieder schafft er es, in seinen Romanen über die menschlichen Abgründe zu schreiben und den Leser seine eigene Moralvorstellung anzweifeln zu lassen. Themen wie Eifersucht, Gier, Verzweiflung, aber auch Leidenschaft und Liebe nimmt Schirach sich an und exerziert sie pointiert und kurzweilig für den Leser am konkreten Fallbeispiel durch. Dass er dabei stets sachliche Distanz wahrt, zwingt den Leser, sich wirklich mit der oft gestellten Schuldfrage Schirachs auseinanderzusetzen. Der selbst sagte dazu: »Es gibt Menschen, die aus dem Rahmen fallen […]. Wir können uns den Luxus leisten, uns für diese Leute zu interessieren.«


Und genau das schafft Schirach – mit seinem Werken, den Fragen, die er ungefragt stellt und nicht zuletzt auch mit seiner Person. Er hat es nicht nötig, sich vor seine Fälle zu stellen, doch interessiert man sich für seine Biografie, so merkt man schnell, dass immer auch ein Fünkchen derselben in seinen Büchern zu finden ist und Schirach selbst vielleicht sein größter Kläger ist.⠀