Nicht viele Autor:innen können von sich behaupten, den Feuilleton in den Wahnsinn getrieben zu haben. Takis Würger kann das. Mit seiner zweiten Veröffentlichung “Stella”, die die Geschichte der Jüdin Stella Goldschlag erzählt, spaltete er die Literaturszene.
Goldschlag, eine bekannte Greiferin der Nazis, ging nach dem zweiten Weltkrieg als “Blondes Gespenst vom Ku’Damm” in die Geschichte ein und löste schon damals unzählige Kontroversen aus. Würger jedoch erzählt ihre Geschichte nicht aus der mahnenden Sicht des Autors, sondern aus der Perspektive von Friedrich. Einem Bürschchen, blind vor Liebe, der die Spielchen von Stella zu spät durchschaut und sie hoffnungslos idealisiert.
Mutig und anders, nicht unbedingt ein historischer Tatsachenbericht, aber ein guter Einstieg in Goldschlags Biografie. Ja, für einen Spitzentitel mit Lektorat aus der Chefetage und dem journalistischen Hintergrund des Autors verstehe ich, dass viele den Wahrheitsgehalt und mangelnde Recherche kritisieren. Nichtsdestotrotz: Mich hat’s unterhalten, nicht zuletzt auch des kurz
angebundenen, sehr pragmatischen Erzählstils wegen.