FAME im First Stage Theater: Schicksal, „Hard Work“ und große Träume

Ein Stück über eine Ausbildungsstelle für junge Künstler:innen an einem Theater für junge Künstler:innen. Geht es passender? Ich glaube kaum. Damit ist “Fame” nicht nur ein Geniestreich ob des immer noch jungen, coolen Stoffes. Sondern auch, weil es kaum passender besetzt werden könnte. 

Sitzplatzempfehlung: Reihe 8 Platz 8

© Dennis Mundkowski

Fame, New York und der Traum von der Bühne

Da sind die schöne Coco und der unsichere Schlomo, die ehrgeizige Carmen, der draufgängerische Joe und die strebsame Serena. Sie alle eint der Traum: der große Durchbruch. “Fame” erzählt vom harten Alltag an der New Yorker High School of Performing Arts, wo Freundschaften entstehen, Herzen brechen und Träume zerplatzen.

Am First Stage Theater in Hamburg hat Erik Petersen die Kultgeschichte neu auf die Bühne gebracht.  In Kombination mit den coolen Choreografien von Sabine Arthold entsteht ein frisches Bild dieses 80er-Klassikers. 

© Dennis Mundkowski

Typisch First Stage Theater könnte das Ensemble kaum spielfreudiger sein. Die meisten kommen frisch von der Musicalschule, für viele ist es ihr erstes Engagement – wie passend. Ilka Kottkamp, man kennt sie bereits aus der Vorgänger-Produktion “Kein Pardon”, übernimmt in diesem Stück ebenfalls wieder eine der Hauptrollen. Als zurückhaltende Serena Katz bleibt sie lange im Hintergrund, spielt sich aber im zweiten Akt im Duett mit ihrem Bühnenpartner Nick Piazza alias Christopher Dederichs frei und überzeugt mit dem einen oder anderen starken Gesangssolo.

Ein spielfreudiges Ensemble, dem man vor allem eines wünscht: Fame!

Auch Victoria Kerbl, hier als Carmen Diaz, kennt man bereits am Theater. Sie singt wohl die Songs des Abends. Für mich nicht immer hundertprozentig überzeugend, dafür im späteren Schauspiel umso stärker. Ihre Figurenentwicklung tut weh und sorgte im Publikum spürbar für starke Emotionen. Immer an ihrer Seite und unsterblich in sie verliebt: Joe Vegas. Gespielt von Babak Malekzadeh könnte diese temperamentvolle, komödiantische und laute Rolle kaum besser besetzt sein. Er sorgte an diesem Abend nicht nur einmal für Lacher und brachte ordentlich Tempo in die Show. Gemeinsam mit dem großartigen Ensemble aus Absolvent:innen und erfahrenen Darsteller:innen machen diese das Bild der Schule, der persönlichen Schicksale und schönen Bühnenmomente komplett. „Fame“ ist eine Tanzshow und macht als solche in vielen Bildern einfach nur Spaß. 

© Dennis Mundkowski

Tanz, Tempo, Bühnenpräsenz!

Und Tempo können auch die beiden: Jeslord Akuoko und Rose Vandrey als Tyrone Jackson und Iris Kelly. Die beiden Tänzer der Schule könnten kaum gegensätzlicher sein: Sie vom Ballett, er einr coole Streetdancer. Doch nicht nur im Tanz kommen die beiden sich näher und bringen dabei mehr als ein cooles Partnering auf die Bühne – das sah verdammt gut aus! Für mich persönlich eindeutig die Highlights des Abends, ich konnte kaum weggucken – was für eine Bühnenpräsenz! Verdammt gut sieht auch das Bühnenbild aus. Erstmals nicht hauseigen gebaut, sondern ausgelagert, kann das auf mehreren Spielebenen richtig was und besticht mit einem stimmigen Lichtdesign. Hier warten definitiv einige Überraschungen, die das Ensemble zur richtigen Zeit glänzen lassen und auch vom Publikum mehr als einmal beklatscht wurden.

Ich möchte ehrlich mit euch sein “Fame” ist für mich nicht das tiefgründigste, beste Musical, das ich jemals gesehen habe. Zu oft waren mir die Geschichten nicht in aller Konsequenz zu Ende erzählt, hier und da verliert es sich in den vielen Figuren, Nebenhandlungen, kurzen Sequenzen. Mir fehlten manchmal die Emotionen abseits der lauten Showbühne. Vielleicht braucht es all das aber auch nicht immer. Manchmal reichen auch eine gute Show inklusive gesanglicher und tänzerischer Highlights in einer wilden Compilation aus Schicksal, “Hard Work” und dem, was man diesem Ensemble prophezeien und wünschen möchte: Berühmtheit. Fame. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert