Invisible [Rezension]

Atemraubend jedoch nicht immer atemberaubend

 

Autoren: Ursula Potznanski, Arno Strobel

 

Preis: 14,99€

 

Verlag: wunderlich

 

Seiten: 364

 

Inhalt

Du bist so wütend auf ihn. Du hasst diesen Menschen mehr als alles auf der Welt – obwohl du ihn gar nicht kennst. Und dann schlägst du zu…

Eine Serie von grauenvollen Morden gibt den Hamburger Kriminalkommissaren Nina Salomon und Daniel Buchholz Rätsel auf: Einem Patienten wird während einer OP ins Herz gestochen, ein Mann totgeschlagen, ein anderer niedergemetzelt…Die Täter sind schnell gefasst. Nur ihre Motive sind völlig unbegreiflich, denn keiner von ihnen hat sein Opfer gekannt. Das einzige, was sie verbindet: Die unermessliche Wut auf das Opfer. Und dass sie nicht wussten, was über sie kam.
Kann es sein, dass sie manipuliert wurden? Aber von wem und vor allem: wie?
Was Salomon und Buchholz schließlich aufdecken, wirft ein ganz neues Licht auf die Dinge, die unser Leben so bequem machen…

Meinung

Ursula Potznanski und Arno Strobel haben mal wieder zusammen geschrieben! Wer, wen nicht ich, musste dieses Buch sofort haben?

Was sofort auffällt, ist die äußerliche Aufmachung. Der Stil ist sehr ähnlich zu dem vom ersten Band „anonym“. Leider diesmal mit einem Softcover, was natürlich im Regal nicht 100%ig zum anderen Teil passt, aber das ist Nerdgemecker ?

Wir haben es, wie schon im ersten Teil wieder mit Buchholz und Salomon zu tun, die beiden Charaktere, die im ersten Band noch unterschiedlicher nicht hätten sein können, sind mittlerweile zu einem richtigen Team zusammengewachsen, arbeiten nicht mehr gegeneinander sondern miteinander. Der ungewöhnliche Stil, in dem der Thriller verfasst ist, wird auch in „Invisible“ nicht aufgebrochen. Abwechselnd schreiben Potznanski und Strobel ein Kapitel aus der Sicht von Kommissarin Nina Salomon beziehungsweise Hauptkommissar Daniel Buchholz. Ich schätze diesen Stil, wie bereits in „anonym“ sehr, die Handlung wird entweder voran getragen oder eben aus der anderen Sicht nochmal erzählt und dann fortgesetzt, was es doppelt spannend macht, da sie entweder ineinander übergreifen, aber auch mal konträr aneinander vorbei erzählen.

Trotzdass sie zusammengewachsen sind, müssen wir auch in diesem Band nicht auf die Charakterentwicklung verzichten, ob dies nun Affären seitens Daniel oder eben Alleingänge von Nina sind. Mal voneinander weg, dann wieder aufeinander zu werden zwei sehr verschiedenen Charaktere dargestellt.

Der Schreibstil ist im Einzelnen, wie auch in der Gesamtheit perfekt. Potznanski glänzt mit ihrer Nina durch viel Selbstironie, die ich auch schon beim ersten Band sehr loben konnte. Strobel passt seinen Stil optimal dem doch etwas versteift – sachlichen aber total liebenswerten, in diesem Band sogar witzigen, Daniel an. Cliffhanger am Kapitelende, viele Neckereien und eine gute Stimmung werden hier vermittelt.

Kommen wir nun zur Handlung, an der ich diesmal leider einiges auszusetzen habe. Wie bereits in „anonym“ wird ein Fall beschrieben, der modern, diskutierbar und äußerst kritisch zu betrachten ist. Wie weit reicht Anonymität im Netz, wie durchsichtig ist man wirklich? Eine Reihe Morde geschehen, die Täter haben alle die gleichen Motive und doch ist das große Ganze nicht greifbar. Die Thematik ist wahnsinnig interessant und wirklich gut recherchiert eingebracht worden, viele Details, wo man als Leser von einem Schock in den nächsten fällt.

Leider waren mir jedoch, trotz der guten Grundidee zu viele langatmige, teils auch unnötige Szenen beschrieben. Die Geschichte brauchte ihre hundert Seiten um wirklich zu funktionieren. Was nicht heißt, dass sie anfangs schlecht war – sonst hätte ich abgebrochen – aber die „Vorarbeit“ zum eigentlichen Thema hat gebraucht. Ob es an der Idee der vielen Morde lag, den ewigen Vernehmungen oder doch an den teils sehr unnötigen Nebengeschichten. An sich ist das ja auch erstmal kein Problem, wenn wir dann nicht am Ende etwas hätten, was ich so gar nicht verstehe. Warum, lieber Herr Strobel, liebe Frau Potznanski, warum haben Sie das Ende so abgewürgt? Wo war der übliche Spannungsbogen, das Hinfiebern auf DAS, was noch kommt? Es war so flach, nach „anonym“ hätte ich am Ende irgendwie mehr erwartet. Beziehungsweise mehr ausgeschriebenes – es war ja schon spannend, es war auch gut darauf hingearbeitet aber die Charaktere plötzlich so fallen zu lassen – naja, …

SPOILER

Ich dachte ja wirklich, schon am Anfang, den Täter zu kennen, einfach nur aus dem Grund, dass er ein sehr ähnliches Schema hatte wie bei „anonym“. Alles hat darauf hingearbeitet, dass es so war – zum Glück war es das nicht, es wäre peinlich gewesen! Aber an dieser Stelle Chapeau an die Autoren – einen tollen Bogen geschlagen und mich zumindest habt ihr damit voll gekriegt ?

SPOILER ENDE

Es gab Kritik, es gab Lob – positiv möchte ich unbedingt nochmal die Aktualität des Buches hervorheben. Es ist dadurch so wahnsinnig kritisch und diskutierbar geworden – die Autoren vermitteln so eine klare Message und ich frage mich wirklich, wie sie nach dem zweiten Band noch eine Internetpräsenz haben können – ich würde wahrscheinlich alles abmelden…

Den Spannungsbogen haben sie wirklich gut aufgebaut, es hat sich gesteigert, war die perfekte Mischung aus privatem zwischen den Polizisten und dann doch Fall – es hat sich alles vermischt, es wurde auf vieles hingearbeitet und dann leider doch zu oft einfach fallen gelassen. Leider kommt der Folgeband nicht an „anonym“ heran und ich vergebe 4/5 Sterne für einen Roman, der sehr viele Erwartungen aufbaut, sie gut erfüllen kann, dem es aber teilweise noch an dem gewissen Etwas, dem Ausgeschriebenen am Ende und der konstanten Spannung aus dem Folgeband fehlt.

 

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