Tanz der Vampire [Kritik]

„Eine Reise auf den Flügel der Nach, um dem Alltag zu entfliehen, in den Rausch der Fantasie…“

Am Dienstag, 18.12.2018 hatte ich das Vergnügen, Tanz der Vampire im Theater des Westens, Berlin, zu sehen. Nachdem ich natürlich die Musik rauf und runter gehört habe, war ich wirklich gespannt auf die Inszenierung und freute mich sehr auf eine tolle Cast – wir hatten nahezu nur Erstbesetzung!

Als dann die Ouvertüre begann, der Vorhang sich öffnete und Raphael Gross mit „He Ho He“ einsetze wusste ich, dass es ein toller Abend werden würde. Das Stück strahlte von Anfang an, man merkte die Leidenschaft der Schauspieler, was bei solch großen Produktionen nicht selbstverständlich ist. Sie wirkten wie Freunde und das herrliche Gespann Gross und Lukas Witzel als Alfred und Professor unterhielt das Publikum mit einer Leichtigkeit, Offenheit und sogar einem gewissen Hang zur Improvisation – fällt aber nur den Kennern auf ? Witzel gab einen Professor zum Besten, der gewitzt war, voller Energie steckte und den wirklich niemand „irritieren konnte“.

Dann plötzlich wurde es kalt im Saal – die Tür ging auf und Krolock persönlich stand quasi vor uns. Robert Meyer mit einer erhabenen, kalten und düsteren Ausstrahlung wirkte trotzdem sofort charismatisch und ich als Sarah war gleich begeistert (schlechte Witze sind ab hier garantiert ^^). Er spielte einen Krolock in all seinen Facetten, ließ keine Sekunde verstreichen, ohne anzubieten – und es war die ganze Palette dabei, ob nachdenklich, düster, laut, leise, bedrohlich, ironisch bis hin zu einem Anflug Sarkasmus, er brachte alles, trocken, heiter, dunkel und immer präsent. Seine Blicke konnten töten und verführen, er war gesanglich top und hat seine Kollegen und das Orchester an die Wand gesungen (und das sage ich als bekennender Jan Amman- Fan!) Spätestens in der „Unstillbaren Gier“ hatte er dann auch den letzten überzeugt, hauchte beinahe die Töne, holte sie aus den Untiefen seiner Gruft und sang um sein Leben, Wahnsinn, ich sags ja!

Doch weiter im Kontext, natürlich gehören auch Sarah und Dorfbewohner dazu. Auch hier einiges zu sehen, Diana Schnierer ist keine unbekannte, sie performte bereits mit Gross in Wien und war dementsprechend routiniert aber nicht langweilig. Sie harmonierte mit Krolock und die „Totale Finsternis“ war ein ganz neues Hörerlebnis. Ruhiger, gesetzter und dadurch interessant und voller Gefühl.

Auch das Ensemble konnte glänzen, jede Rolle bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, viele interessante Angebote der Darsteller, ein Chagal, der tatsächlich einen neuen Charme brachte, etwas ruhig wirkte und dann den Vampir raushängen ließ. Ein Herbert, der mit seiner Einfachheit nicht aufgesetzt wirkte, was mich in dieser Rolle besonders überraschte. Es war toll zu sehen, wie Christian Funk mit einfachsten Gesten und Betonungen seinen Herbert gab. Einzig die Magda an diesem Abend war mir etwas zu leise, hier wäre mehr Interaktion und eine rockigere Version von „Tod zu sei ist komisch“ gut gewesen. Sie war dann doch etwas zu ruhig, gab aber auch dadurch eine gewisse Farbe ins Gesamtbild.

Und wo wir schon beim Gesamtbild sind…auch die Bühne ist der Wahnsinn, innerhalb von wenigen Sekunden wird hier ein technisches Meisterwerkt vollführt, von dem Dorf ins Schloss in weniger als einem Refrain, dann eine Videoprojektion, Umbau und ein Inneraum, viele Kulissen, tolle Kostüme und eine Zuschauerorientierte Show machen das Ganze zu einem Musical, das man nur lieben kann. Tolle Schauspieler, ein wahnsinniger Krolock, tolle Ensembelnummern, rockige Choreos, Leidenschaft auf der Bühne ein gewisses Maß an Improvisation und die bekannten Lieder lassen mich dieses Musical nur empfehlen – ich habe es geliebt und möchte unbedingt nochmal hin, vielleicht in der neuen Saison, sobald das Stück von seinen Fans zurückgeholt wird ?

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