Im Labyrinth der Bücher [Young Show im Friedrichstadtpalast]

Im Labyrinth der Bücher

Es spielte das junge Ensemble des Friedrichstadtpalastes unter der Leitung von Christina Tarelkin (Direktorin junges Ensemble), Oliver Hoppmann (Kreativdirektor), Daniel Behrens (Musikdirektor), Sebastian Brand (Musikalische Leitung) und dem künstlerischen Team des jungen Ensembles. 

Sitzplatzempfehlung: Reihe 3/ Parkett Mitte oder Links (mehr Beinfreiheit!)

Die Leidenschaft für eine extrem gute Show

Tanz, Gesang, Schauspiel, Bühnenkampf, Fechten, Akrobatik, Bühnenflüge, spektakuläre Lichttechnik, Wasser- und Lasershows, ein atemberaubendes Bühnenbild und wunderschöne Kostüme – Elemente, für die ich große Bühnen und aufwändige Inszenierungen mit Profis auf ihrem jeweiligen Gebiet schätze und – abhängig von Theater und Stück – auch erwarte. Dass mir all das jemals ein Kinderensemble bieten würde, daran hätte ich im Traum nicht gedacht. Doch schon bei der Eröffnung von “Das Labyrinth der Bücher” im Friedrichstadtpalast war mir klar, dass diese Bezeichnung schlichtweg untertrieben ist – in diesem Moment stehen echte Vollprofis auf der Bühne, denen man vor allem eines anḿerkt: die Leidenschaft für eine extrem hochwertige Show.

Das Junge Ensemble des Friedrichstadtpalastes ©Chris Moilan
Friedrichstadtpalast Rezension
Lea, Jule, Mayla und Ben ©Nady El-Tounsy

Lea, Jule, Mayla und Ben reisen gemeinsam mit der Fee Appelina durch die Welt der Bücher. Auf ihren Reisen treffen sie Robin Hood im Sherwood Forest, Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel, sie kämpfen an der Seite der Drei Musketiere und retten Schneewittchen vor ihrer bösen Stiefmutter. Dass genau das jedoch zu ihrem eigenen Verhängnis werden könnte, müssen die vier Freunde feststellen, als sie plötzlich die Königin des Nichts bedroht …

Wunderschön, witzig und niedlich

Ich war zuvor noch nie im Friedrichstadtpalast und hatte dementsprechend keine Erwartungen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass all dieser Register für eine Kindershow gezogen werden. Die Licht- und Bühnentechnik sowie die Kostümabteilung zeigen wirklich, was sie können und verwandeln das Theater und die jungen Darsteller:innen mit aufwändigen Requisiten, großem Spektakel und wunderschönen, witzigen und sehr niedlichen Kostümen zu den Bewohnenden der Bücher. An jeder Ecke der Bühne ist was los und das 100-köpfige-Ensemble singt, tanzt und spielt knapp anderthalb Stunden auf allerhöchstem Niveau. Ein besonderes Highlight sind zudem die Straparten-Darbietung von Sofia Konovalova sowie die Partnerakrobatik des Duo Kraoul.

Friedrichstadtpalast Young Show Kritik
Die Böse Königin ©Kathleen Springer

Die Liebe zum Detail und die Arbeit, die hinter einer solchen Leistung stecken, lassen sich kaum erahnen. Dabei ist auch gar nicht wichtig, dass wirklich jeder Ton sitzt und alles präzise synchron ist – die Gesamtleistung überzeugt so oder so auf ganzer Linie.

Ich als Bücherfan hatte außerdem eine riesige Freude an der Geschichte selbst. Die Liebe zum Buch in den Texten, die Anspielungen auf bekannte Autor:innen, die riesigen Bücher, die über die Bühne fahren und natürlich die liebevolle Kulisse der Buchwelten sind ein Hingucker für alle Leseliebhabenden und die, die es noch werden wollen. 

Ein Abenteuer für die Kleinsten?

Die Geschichte ist inhaltlich absolut kindgerecht und wird ab fünf Jahren empfohlen. Sie ist spannend, mitreißend und durchaus anspruchsvoll, sodass auch ältere Kinder und Erwachsene ihren Spaß an den lustigen und kurzweiligen Dialogen haben. Hier und da gibt es gruseligere Momente, die durch die Kinder auf der Bühne aber entschärft werden. Trotzdem sollten die kleinen Besucher:innen keine Angst vor Lasershows, Dunkelheit und lauterer Musik haben. Die schnelle Inszenierung und ständig wechselnde Kulisse könnten zudem auf Dauer überfordern. Das Stück wird ohne Pause gespielt – verständlich, aber leider etwas zu lang für die Kinder im Publikum. Ich würde einen Besuch mit jüngeren Kindern stark von ihrer individuellen Entwicklung abhängig machen, glaube aber, dass sie durchaus eine extrem gute und aufregende Zeit im Theater haben können.

Im Labyrinth der Bücher Kritik
Fee Appelina ©Nady El-Tounsy
Robin Hood im Sherewood Forest ©Nady El-Tounsy

Ein aufregendes, fulminantes und extravagantes Revue-Highlight

Lohnt sich ein Besuch der Young-Show im Friedrichstadtpalast? Definitiv. Das Team vor und hinter der Bühne hat ganze Arbeit geleistet und eine extrem hochwertige Show inszeniert, die den künstlerischen Ruf des Theaters, dessen Extravaganz und Anspruch sowie die Professionalität widerspiegelt. “Im Labyrinth der Bücher” ist ein aufregendes Abenteuer für Kinder, ein fulminantes Spektakel für Teenager, ein Revue-Highlight für Erwachsene und ein Mekka für alle Buchliebhaber:innen! Mich hat’s komplett umgehauen.

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