Martin Krist veröffentlicht mit “Mädchenschmerz” erstmals einen True-Crime-Roman. Die Biografie des Zuhälters Siggi erschien vor vielen Jahren bereits unter seinem Klarnamen im Verlag, passt aber mindestens genauso gut ins Krist-Universum.
Wer das Ensemble seiner Thriller kennt, wird feststellen, dass sich “Mädchenschmerz” kaum von den bisherigen Veröffentlichungen unterscheidet und Siggi sich immer wieder auch in die Kalkbrenner-Romanen verirrt. Der einzige Unterschied diesmal: Die Geschichte ist vom Anfang bis zum Ende wahr und deshalb umso erschreckender. Als junger Mensch träumt Siggi von einer Karriere im Karate. Über den Sport kommt er zu einem Job als Türsteher, lernt Größen im Rotlicht-Milieu kennen und wird später selbst zum skrupellosen Zuhälter.
Siggi war mir schnell zuwider, dermaßen unsympathisch, sein Frauenbild extrem se6ualisierend. Dazu die direkte und harte Sprache von Martin Krist – kein leichter Tobak. Ja, natürlich kennt man Dokus und Bilder aus diesem Milieu, weiß irgendwie, wie es läuft, das alles aber aus der Sicht eines Mannes zu lesen, der von genau diesem Machtmissbrauch profitiert und sich damit profiliert, ist krass. Andererseits auch wahnsinnig faszinierend. Krist zeigt eben nicht nur die Konsequenzen, sondern immer auch den Weg seiner Figuren, sodass ihr Handeln früher oder später verständlicher und nachvollziehbarer wird. Beim Lesen kam der Punkt, an dem ich Mitleid hatte mit diesem kleinen Jungen, der eigentlich nur von einem besseren Leben träumt.
Am Ende bleibt eigentlich nur noch zu sagen: Wer die bisherigen Thriller von Martin Krist mag, sollte sich unbedingt auch an diesen True-Crime-Fall wagen (Pro-Tipp: Parallel die Ereignisse googlen, macht Spaß!). Das ist hochpoliert in die Fresse, bedrückend wahr und gleichzeitig extrem interessant.