Roman von Susanne Abel
dtv, 20,00 € (Hardcover), 16.99€ (ebook)
Ostpreußen um 1936: Der Vater der jungen Greta wird eingezogen, um an der Front zu kämpfen, später gerät er in russische Kriegsgefangenschaft. Die Familie ist jahrelang auf der Flucht und beginnt nach Kriegsende ein neues Leben im amerikanisch besetzten Heidelberg.
Köln, 2015: Der bekannte Journalist und Nachrichtensprecher Tom Moderath staunt nicht schlecht, als seine sonst so verschlossene, traurig wirkende Mutter mit zunehmender Demenz beginnt, von ihrem Leben und ihrer Kindheit im Krieg zu erzählen. Er recherchiert und stößt dabei auf das Foto eines schwarzen Mädchens, das die Vergangenheit seiner Mutter und seine eigene Gegenwart endlich zusammenbringen könnte.
“Stay away from Gretchen” ist ein historischer Roman, wie ich ihn schon lange nicht mehr gelesen habe. Er ist modern geschrieben, kurzweilig und gab mir, trotz der schweren Themen, immer ein gutes Gefühl. Susanne Abel erzählt parallel in zwei Handlungsebenen, die sich nach und nach miteinander verstricken und schließlich in der Gegenwart ankommen. Man merkt jeder einzelnen Zeile an, wie sehr sie diese Geschichte erzählen will und wie tiefgehend sie sich mit ihren Figuren beschäftigt hat. Insbesondere die amerikanische Besatzungszeit und auch die Lieb- und Bekanntschaften die daraus entstanden sind, hat die Autorin so fesselnd und anschaulich beschrieben und recherchiert, dass ich immer noch sehr berührt bin. Zum Ende hin hätten dem Buch ein paar mehr Seiten sicher gut getan, da wurde leider einiges übersprungen. Vielleicht ist das aber auch nur mein subjektives Empfinden, weil ich die Geschichte und ihre Figuren noch nicht loslassen wollte. Ganz große Empfehlung und vielleicht jetzt schon mein erstes Highlight in diesem Jahr!