Oskars Kleid [Film]

oskars Kleid Kino

„Papa, ich wollte nicht nur weglaufen. Ich wollte richtig verschwinden.“

Der neunjährige Oskar ist ein Mädchen und heißt jetzt Lili. Ihre jüngere Schwester Erna und die Mama wissen das schon, der getrennt lebende Vater Ben, bei dem die beiden Kinder aufgrund eines spontanen Krankenhausaufenthaltes der Mutter für einige Zeit einziehen sollen, nicht. Florian David Fitz schrieb nicht nur das Buch, sondern spielt auch ebendiesen Vater – einen cis-heteronormativen, homophoben und alkoholproblematischen Polizeibeamten. Viel Klischee, das aber als Mittel zum Zweck genau die Vorurteile aufzeigt, die Lili nach ihrem Outing erfährt.

Der Film ist eine Komödie, verzichtet glücklicherweise aber auf den üblichen Klamauk und bietet Emotionen und amüsantere Aufklärung. Was sofort auffällt: die Positionierungen des familiären und sozialen Umfeldes von Lili werden weder be-, noch verurteilt. Viele gängige Argumente zur Transidentität (im Kindesalter) werden bestärkt, entkräftet und auf anschauliche Weise unterstrichen. Nahezu jede:r wird sich in einer oder mehreren Rollen der Geschichte erkennen, und das ist richtig gut. Natürlich wird nicht jedes einzelne Thema in aller Ausführlichkeit beleuchtet, aber als Einstieg ist dieser Film mehr als geeignet. Ja, weitgehend bewegt er sich leider im binären Spektrum und die Geschichte ist allenfalls ein Muster für die vielen trans Kinder und Familien in Deutschland und weltweit, aber trotzdem glaube ich, dass „Oskars Kleid“ etwas auslösen kann – vor allem, weil er massenfreundlich und trotzdem sensibel geschrieben ist. Laurí, Kinderdarsteller:in der Titelrolle, spielt cool, gewitzt und intelligent. Ich war mehr als einmal gerührt von Lilis emotionaler Reife und ihrer Persönlichkeit. Und auch die Entwicklung von Ben, seine Einstellungen und Erkenntnisse bewegen. Da kommt echt was rüber, habe ich nicht erwartet.

Ich habe viele Tränen vergossen. Weil das Thema berührt, weil Vater und Kind berühren, weil ich mir wünsche, dass noch mehr Menschen ihre Einstellungen überdenken. Endlich auch mal ein deutscher Film, der für seine große Zielgruppe eine mehr als empfehlenswerte Geschichte für die ganze Familie zeigt. Unbedingt gucken!

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