Ein wenig Farbe [Kritik]

Musical von Rory Six
Pia Douwes in der Rolle des Klaus/ Helena

Autor und Komponist Rory Six hat am Wochenende ein weiteres seiner Stücke auf dem YouTube Kanal der Theatercouch Wien gezeigt.

„Ein wenig Farbe“ erzählt die Geschichte von Helena, die sich neun Stunden vor ihrer geschlechtsangleichenden Operation zur Frau befindet. In Rückblenden wird ihr Weg vom Sohn und späteren  Familienvater Klaus zu Helena begleitet. Verstecken als Teenager, heimliche Schwärmereien, Reaktionen der eigenen Eltern über das Outing vor Familie, den eigenen Kindern, Umfeld und alltägliche Probleme in Job und Freizeit.

Schauspielerin Pia Douwes trägt das monologisierte Stück über zwei Akte, nimmt hierbei verschiedene Rollen ein und bewegt das Publikum mit amüsanten Einwürfen, traurigen, ernsten und auch aufklärenden Szenerien. Ganz nebenbei wird beispielsweise der Unterschied zwischen Transsexualität und Travestie erklärt oder gezeigt, dass sexuelle Identität und sexuelle Orientierung nicht das gleiche ist.

Das Bühnenbild ist, ebenso wie die Darstellerin selbst sehr minimalistisch gehalten. Das Stück braucht keine laute und bunte Inszenierung, sondern bewegt durch die puren, einfachen Lieder, Monologe und Emotionen. Douwes ist zum ersten Mal für mich wirklich authentisch in einem Stück, muss sich nicht hochpushen oder als vermeintlicher Musicalstar punkten.
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Wer die Zeit hat, sollte sich „Ein wenig Farbe“ unbedingt noch auf YouTube ansehen. Hier wird ein Musical mit echter Geschichte, viel Recherche und ganz ohne Klischee gezeigt. Mich hat es zutiefst berührt und ich glaube, dass genau diese Form der Unterhaltung und gleichzeitigen gesellschaftlichen Aufklärung ein wichtiger und mutiger Schritt für eine Bühne ist.

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