Das kurze Leben einer immer wieder sterbenden [Thomas Knüwer]

Das kurze Leben einer immer wieder sterbenden

“Grenzgänge”, so nennt Thomas Knüwer in seiner Science-Fiction-Dystopie jene
Erfahrung, die Menschen kurz vor einem Nahtoderlebnis das wahre Ich ihrer Mitmenschen erkennen lässt. Fortan werden so Entscheidungen getroffen – vor Wahlen, Verurteilungen oder Hochzeiten. Auch Katja hat einen solchen Grenzgang erlebt – und alles verloren. Ihren Partner und ihre Zukunft. Es ist Zeit für sie, neu zu beginnen. Doch dabei merkt sie schnell, dass dieser Grenzgang erst der Anfang vom Ende sein sollte.

Kinder der 90er würden vermutlich andere Worte finden, ich finde, das Buch hat ’nen Vibe. Unverständlich? Wohl kaum, denn Knüwer ist in seiner Zeitrechnung weit genug weg, um die technische Entwicklung der letzten zwanzig Jahre noch nicht berücksichtigen zu müssen, aber trotzdem nah genug dran, um ein greifbar historisches Gerüst mit Science-Fiction-Elementen zu erbauen. Und das so subtil und interessant, dass es sogar mich als bekennende Ahnungslose in diesem Genre anspricht. Sein Buch ist ein mitreißender Thriller, eine harte Gesellschaftskritik und eine Hommage an die 90er, Alternative Rock und Mixtapes. On Top gibt’s starke Frauenfiguren und aufgeklärte Strukturen, kreativ-pointierte Dialoge und jede Menge Witz. Besonders gefallen hat mir die Erzählweise – irgendwie chronologisch, dann aber doch wieder durcheinander und so, dass sich vieles erst im Nachhinein oder nur zwischen den Zeilen aufklärt. Mitdenken ist also ein absolutes Muss!

Ein überraschender, ungewöhnlicher Roman, der auf seine ganz eigene Art fasziniert und vor allem unkonventionell denkt. Genau meins, obwohl ich das Genre normalerweise gar nicht lese.

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