Ob “Die Guten und die Toten” tatsächlich das “Hardcore-Kriminellen-Ballett” ist, für das der Verlag diesen Thriller ausgibt, sei mal dahingestellt, aber es ist ein Roman, wie ich ihn mag.
Saad und seine Tochter Leila leben als Geflüchtete im Schatten Berlins, immer auf dem Sprung und in großer Vorsicht vor den Männern, die es auf Saad und seine Vergangenheit abgesehen haben. Als ein einflussreicher Politiker der Stadt im Rausch eine Leiche in seinem Auto findet, das ausgerechnet in dem Parkhaus stand, das Saad überwacht, mischt sich Kommissarin und Olympia-Boxerin Nihal ein – und ist bald schon einer noch viel größeren Sache auf der Spur, die sie geradewegs zu den Waffenhändlern und Clans Berlins führt.
Kim Koplin erzählt schnell und schnörkellos in mehreren Handlungsebenen und schreibt Figuren mit Charakter und Witz. Es wird auf Tempo und Dialogarbeit gesetzt, die inhaltliche Entwicklung lässt sich bis zur Hälfte des Romans nur erahnen und mündet dann in einen wilden Showdown. Wild, weil dieser dann doch nicht ganz den Absprung zum Realismus schafft und irgendwas zwischen abgedreht und absurd ist – vielleicht ist gerade das aber auch Berlin.
Ich wage zu behaupten: Zweihundert Seiten mehr und der Roman wäre noch fundierter, ausgereifter, weitreichender und damit relevanter in die Clangeschichte Berlins, die korrupte Politik und das gesamte Drumherum eingetaucht. So laufen die Abou-Chakers, Araber und bösen Typen manchmal leider eher winkend an der Geschichte vorbei – eher so semi-hardcore. Der Ausgang dieses Thrillers lässt aber auf eine Fortsetzung hoffen, die dann hoffentlich ein paar mehr Seiten mehr und noch ein bisschen Tiefgang bekommt. Ich würde mich freuen, der Roman hatte nämlich verdammtes Suchtpozential.