Beste Unterhaltung: Die Amme im Theater des Westens in Berlin

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BESTE UNTERHALTUNG: DIE AMME IM THEATER DES WESTENS IN BERLIN

Wir können die Rezension eigentlich kurz halten: Steffi Irmens musikalisches, komödiantisches und schauspielerisches Talent ist nicht von dieser Welt, sie ist ein absoluter Star. Diese Show war purer Wahnsinn.

Okay, ein wenig mehr gehört dann doch zu vier ausverkauften Previews einer neuen Soloshow einer bis dato unbekannten Darstellerin im Theater des Westens. Ein gutes Buch und eine gute Regie zum Beispiel – beispiellos witzig, mit hoher Gagdichte von den erfahrenen Darsteller:innen und Autor:innen Franziska Kuropka und Lukas Nimscheck. Ohrwurmgarantie – natürlich mit einem Best-of Rosenstolz, deutschsprachigen Hits und Neukompositionen von Peter Plate, Ulf Leo Sommer und Joshua Lange. Die perfekte Bühnenpräsenz mit Unterstützung durch Choreograf Bart de Clercq. 

© Theater des Westens

Vor allem braucht es aber eine Darstellerin wie Steffi Irmen, die bereits bei »Romeo & Julia – Liebe ist alles« das Publikum mit ihrer einmaligen Stimme und ihrem scharfen Sinn für Pointen begeisterte und sich nun in knapp zwei Stunden die Frage stellt: Wie ging es nach dem Tod von Romeo und Julia weiter? Außerdem beantwortet sie die Frage, warum die Häuser eigentlich zerstritten sind und wie sie selbst zu all dem steht. Was Pizzaränder mit Knoblauchöl, Stuten und Darkrooms, Zypressen und ein gewisser William in Verona mit dieser Geschichte zu tun haben?

Das erzählt (und besingt) sie als Amme nun persönlich zusammen mit zwei Musikern und dem Publikum. Dieses hatte Irmen, noch bevor sie überhaupt die Bühne betrat. Ab Sekunde eins tobte der Saal, belohnten die Menschen sie mit stehenden Ovationen, Unterstützung in den Songs, und kaum nachlassenden Lachern. Und trotzdem findet die Show ihre ruhigen Akzente, die stimmungsvollen Momente, die überraschenden Twists und die einmalige, mutige und laute Stimme für die offene Liebe und das Leben, die den neuen künstlerischen Intendanten des Hauses, Plate und Sommer, besonders wichtig ist.

Es gibt immer wieder Musicaldarsteller:innen, die Soloabende füllen. Aber was am Theater des Westens gerade passiert, wurde von Steffi Irmen selbst treffend benannt: »Danke, dass ihr Musicaldarstellerinnen über 35 Jahren eine Bühne und eine Rolle gebt.« Es ist nicht selbstverständlich in dieser Branche, dass so etwas passiert und dass die Menschen es so honorieren. Gleichzeitig zeigt das Theater des Westens, was alles möglich ist und welche Standards die Branche zukünftig setzen muss. 

 

© Theater des Westens

Ich mag diesen frischen, frechen Wind, den Mut und vor allem Steffi Irmen. Ab nächstem Jahr wird die Show einmal wöchentlich fest im Spielplan verankert. Wenn ihr könnt, geht hin und gönnt euch zwei Stunden beste und hochwertigste Unterhaltung. 

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