“Ich glaube Julia mittlerweile, dass Romeo ihre Liebe ist.” – Interview mit Yasmina Hempel [Pt.2]

Interview mit Yasmina Hempel

Bühnenpannen, literweise Wasser und vergessene Dolche

Es ist Mittwoch, ich habe frei, die Sonne scheint, ich war gestern in einer Show von ROMEO & JULIA – LIEBE IST ALLES und warte jetzt vor dem Theater des Westens auf Yasmina Hempel, die Erstbesetzung der Julia. Wir haben uns bereits im Januar, unmittelbar vor dem ersten Probentag, getroffen und über ihre Erwartungen an die Rolle, ihre Ideen und ihren Werdegang gesprochen. Seit März steht sie nun bis zu acht Mal pro Woche auf der Bühne, verliebt sich dort und stirbt jeden Abend an der Seite ihrer großen Liebe Romeo. 

Yasmina kommt mir, eine Wasserflasche in der Hand, lachend entgegen, wir betreten das Theater des Westens, laufen an der Rezeption, der Hinterbühne und einigen Garderoben vorbei in Richtung Theaterkantine. Das Wetter ist schön, weshalb wir uns kurzerhand in den Garten der Kantine setzen. Immer noch hält Yasmina ihre Flasche in der Hand. “Ich trinke vor einer Show immer unendlich viele Liter Wasser, weil ich mir einbilde: je mehr Wasser, desto besser für die Stimme”, lacht sie.

Umgeben von ihren Kolleg:innen, Technikern und anderen Gewerken, die sich nach und nach zu uns in die Sonne setzen, sprechen wir. Vor allem über lustige Bühnenpannen und über ihre jetzige Sicht auf die Rolle der Julia, aber auch über nachvollziehbare Emotionen, den Show-Alltag und die Frage was passiert, wenn Romeo am Ende den Dolch vergisst – oder Pater Lorenzo das Gift. 

Übrigens: Ich habe bereits vor Probenbeginn, im Januar 2023, ein Interview mit Yasmina geführt. Dort sprechen wir über ihre Rollenvorstellungen, den Castingprozess und ihren Weg zum Musical. 

»Einmal hatte Pater Lorenzo kein Gift für mich.«

Yasmina, wie geht es dir? 

Ach, du, ganz gut. Ich war letztens relativ lange krank, aber jetzt geht es wieder. Ich fühle mich gerade echt gut. 

Das hab ich gestern gemerkt, du machst das wirklich gerne, oder? 

Ja, total. Ich habe darüber nachgedacht, dass wir im ersten Interview darüber gesprochen haben, dass ich nicht weiß, wie ich acht Shows pro Woche spielen soll, aber jetzt geht das einfach irgendwie. Ich habe langsam auch eine innere Ruhe, weil ich das mittlerweile so oft unter den verschiedensten Bedingungen geschafft habe. Und ich bin auch nicht mehr so aufgeregt, sondern kann viel ruhiger spielen, das ist richtig gut und ein toller Lerneffekt. Dadurch kann ich neue Impulse suchen und bin richtig konzentriert. Der Körper hat sich schnell daran gewöhnt und auch mein Kopf. Natürlich gibt es Shows, wo ich sehr fertig bin, aber es macht mir auch Spaß.. 

Ist es einfacher, eine Show am Dienstag zu spielen als am Sonntagnachmittag? 

Unterschiedlich. Manchmal denke ich nach den Shows am Dienstag, dass ich mich  gut erinnert habe und manchmal sind die Shows dann auch plötzlich so neu und die Reaktionen frisch, dass das alles mit mehr Leichtigkeit geht. Ich weiß aber nicht, ob man das so wahrnimmt. Wahrscheinlich ist der Unterschied gar nicht so gravierend und ich nehme es nur so wahr. Ich fühle mich so sicher mit dem, was ich mache und ich habe genug geprobt, um darauf zurückzufallen. Ich weiß einfach, dass sich mein Körper dann an irgendwas erinnert. 

Struggelst du noch mit dem Text? 

(lacht) Nein, mittlerweile nicht mehr. Das ist eigentlich drin. Letztens hatte ich einen Versprecher, da habe ich zur Mutter gesagt: »Wenn nicht, bereitet mir das Hochzeitsbett in jener düst’ren GrÜft, wo Tybalt liegt.« Sowas passiert, aber einen richtigen Hänger hatte ich noch nicht. 

Und eine Bühnenpanne? 

Ohhh Gott (lacht). Es gibt zwei Dinge, an die ich sofort denken muss. Bei »Liebe ist alles« gehen wir alle auf die Drehschreibe, die dreht sich eine Runde im Uhrzeigersinn, während wir singen, dann kommt der Todesengel. An dem Tag standen wir auf der Drehscheibe und fingen plötzlich an, sich in die falsche Richtung zu drehen. Das war so lustig und alle waren so verwirrt. Dann mussten wir uns umdrehen, uns in die Augen gucken und alle mussten so lachen. Ich weiß nicht, warum das eigentlich so witzig war (lacht). 

Und einmal hat mir Pater Lorenzo kein Gift gegeben. 

Yasmina Hempel
© Daniel Nartschick

Yasmina Hempel

wurde 1999 in Berlin geboren. Erste Bühnenerfahrung sammelte sie im Kindermusicaltheater Berlin e.V., bevor sie mit fünfzehn Jahren in das Junge Ensemble des Friedrichstadtpalastes eintritt. Ihre anschließende Ausbildung zur Musicaldarstellerin absolvierte sie in Essen an der Folkwang Universität der Künste. Bereits während ihres Studiums wirkte sie in Produktionen wie HIMMEL UND KÖLLE mit. ROMEO & JULIA in Berlin ist ihre erste Ensuite-Produktion.

»Es ist nicht mein Job, dass ich von der Geschichte berührt bin.«

DAS habe ich gestern schon gedacht. Was wäre, wenn du in der letzten Szene keinen Dolch findest, obwohl Romeo ihn hinlegen müsste? 

JA! Das habe ich gedacht, als Philipp [Phillip Nowicki, eigentlich Lord Capulet und Cover Pater Lorenzo, ist aufgrund mehrerer Krankheitsfälle in einer Show spontan als Romeo eingesprungen, Anm. d. Red.] als Romeo eingesprungen ist. Er hatte drei Stunden Probe, hat dort viele Wege gemacht und den Rest haben wir rausgeschmissen, improvisiert und reagiert. Das war sehr spannend, aber da habe ich am Ende wirklich gehofft, dass er den Dolch hinlegt. Normalerweise legt der Romeo den zwischen meine Beine und ich merke das, aber ich habe es nicht gemerkt. Dann bin ich aufgewacht und er lag hinter ihm, so dass ich ihn greifen konnte. 

Zurück zum Gift. Anthony [Anthony Curtis Kirby, Erstbesetzung Pater Lorenzo] konnte es mir nicht geben, weil es nicht eingerichtet war. Das Gift stand nicht auf seinem Platz. Normalerweise sagt er »Geh Heim, tu fröhlich, willige ein, dich zu vermählen.« Dann gehe ich weg und er sagt noch: »Und am Mittwoch dann nimm diesen Trank ein …« Stille. Stille. »… den ich dir brauen werde!« Ich habe das gehört und dachte nur: Shit, es gibt kein Gift!  

Ich habe überlegt, was ich machen kann. Ich habe dann meinen Song »Ich habe keine Angst« ohne Gift gemacht, aber am Ende des Liedes muss ich das Gift ja trinken. Dann habe ich kurz gedacht, dass die Show abgebrochen wird und einfach ein Techniker zu mir kommt. Aber letztlich kommt in dem Song die Familie über die Drehbühne nochmal auf die Bühne und ich habe wirklich gebetet, dass irgendwer dieses Gift in der Hand hat. Sie kamen an, ich habe meine Mutter umarmt und Steffi [Steffi Irmen, Erstbesetzung Amme] hat ganz groß gespielt, dass ich mich hinsetzen soll und mir das Gift dann hingestellt. Ich habe es für die letzten paar Zeilen hervorgezaubert und hatte es dann. Danach haben mir auch mehrere Leute geschrieben, ob das eine Panne war (lacht). 

Ohhh und eine Sache fällt mir noch ein. Ich lag am Ende, in der Todesszene, einmal falsch herum. Der Dirigent hatte keinen Clicktrack [ähnlich einem Metronom, regelt das Tempo der Show. Anm. d. Red.] auf dem Ohr, weshalb die Drehbühne in der Zeit drehte, die Musik aber zu langsam war. Normalerweise lege ich mich auf die Bank und dann dreht die Bühne noch eine halbe Runde. Ich habe aber nicht mitbekommen, dass die Bühne schon fertig ist. Ich habe mich hingelegt und konnte mich dann auch nicht mehr umdrehen. Das habe ich erst begriffen, als Paulis [Pauli Csitkovics, Erstbesetzung Romeo] Schritte auf der falschen Seite waren. Pauli musste mich dann rüberschieben, damit er sich hinter mich legen kann, das war lustig (lacht). 

Als wir zum ersten Mal gesprochen haben, sagtest du, dass es für dich bestimmt schwer wird, wenn jeden Abend die Liebe deines Lebens auf der Bühne stirbt. Fühlst du das wirklich so sehr? 

(lacht) Nope. Aber ich glaube, das ist auch gar nicht so wichtig. Der Beruf ist, dass ich so tue als ob. Und dabei ist es nicht zwingend notwendig, dass ich was fühle. Ich glaube, da gibt es gar nicht so eine großen Zusammenhang. Ich bin jetzt seit etwas mehr als einem Jahr aus dem Studium raus und ich glaube, dass man immer denkt, dass man selber ganz berührt sein muss und sich die Geschichte dann erzählt. Aber dafür gibt es keine Garantie. Es ist auch nicht mein Job, dass ich da berührt bin. Natürlich muss ich durchlässig sein und emotional beteiligt sein, aber ich muss das nicht alles fühlen.. Und zum Beispiel am Ende wüsste ich auch gar nicht, wie ich als Yasmina da reagieren würde. 

Romeo und Julia musical Interview Yasmina Hempel
© Daniel Nartschick

»Ich glaube Julia mittlerweile, dass Romeo ihre große und wahre Liebe ist.«

Dann spielst du am Ende das, was das Publikum erwartet zu sehen, um nachvollziehbar berührt zu sein? 

Ja und nein. Ich versuche Sachen zu spielen, die lesbar und nachvollziehbar sind. Und gerade am Ende ist es ja eh so beklemmend und schwer und man weiß, worauf es hinausläuft. 

Schon. Trotzdem saß ich bisher in jeder Show und dachte: Nein, heute stirbt sie nicht, heute wacht sie auf und Romeo lebt noch. 

Wirklich? Ohhhh, wie schön! Wirklich? Das ist aber so toll! Das freut mich SO, dass du das sagst! Ich finde es sehr interessant, wie die Leute reagieren. Manche klatschen total schnell und andere sind still, klatschen dann doch, manche gar nicht. 

Die Szene provoziert aber auch Unsicherheit. 

Ja, man merkt das auch auf der Bühne, dass es für alle unangenehm ist. Vor allem, wenn ich dann tot bin. Danach weiß keiner, was jetzt passiert. Die meisten sind dann auch sehr erleichtert, wenn die Musik weiterspielt. Ich selbst halte in der Szene auch immer die Luft an und atme erst wieder, wenn »Der Krieg ist aus« einsetzt. 

Ich bin dann immer wütend auf Pater Lorenzo, weil er eigentlich ganz schön dämlich ist. 

Ja, ich auch. Als ich das Stück von vorne gesehen habe im Put-in und Show-watch, da habe ich gedacht, dass es eigentlich eine Geschichte über menschliches Versagen ist. Der Pater und die Amme haben versagt, aber vor allem der Pater ist so eine zwielichtige Figur. Der meint es natürlich gut und er will helfen, aber er will halt auch seinen Arsch retten. Und eigentlich ist er gar nicht so unschuldig wie er aussieht, sondern relativ egozentrisch. Ich denke auch, dass er Romeo verheiratet, damit er endlich ruhig ist. Und ich finde auch schade, dass die Amme es nicht hinkriegt, Julia aufzuhalten. Sie begreift nicht, was da passiert und traut sich nicht. 

Wie würdest du Julia heute beschreiben? Damals hast du gesagt, dass sie passiv ist und nicht wirklich da, bis Romeo kommt. 

Ich hoffe, dass man das nicht denkt, wenn man die Show sieht. 

Überhaupt nicht, deshalb frage ich. 

Ein Freund von mir hat eine Show in der ersten Woche gesehen und meinte, dass er es so cool findet, dass Julia zynisch ist und Ecken und Kanten hat. Das finde ich toll und das würde ich über sie sagen. Außerdem ist sie sehr impulsiv und privilegiert, sie denkt, es steht ihr vieles zu. Sie ist verwöhnt und kommt aus einem reichen Elternhaus, in dem sie nicht hinterfragen muss, warum ihre Eltern die Montagues hassen. Und ich traue ihr auch eine große Tiefgründigkeit zu. Ich glaube, dass sie sieht, dass Romeo und sie das gleiche Schicksal teilen und dass er eine Tiefe hat, die sie auch kennt. Julia hat auch einen großen Gerechtigkeitssinn und ist manchmal ziemlich trotzig und pubertär.   

»Romeo und Julia ist nicht die größte Liebesgeschichte aller Zeiten«, hast du damals gesagt. Siehst du das mittlerweile anders? 

Ich glaube Julia mittlerweile, dass Romeo ihre große und wahre Liebe ist. Ich weiß schon, dass es Argumente dafür gibt, dass man das nicht so ernst nimmt, aber ich glaube, sie sehen sich und erkennen sich. 

Yasmina Hempel Musicaldarstellerin Interview
© Daniel Nartschick

»Ich finde es wichtig, wütende Frauen auf der Bühne zu sehen.«

Hat sich das in den Proben entwickelt? Nimm mich doch mal mit in den Probenprozess. War Julia von Anfang an so taff? 

Ja, das war dem Team auch klar, weil Julia auf dem Papier so eine passive Rolle ist. Es war allen wichtig, dass sie wild, taff und aktiv ist. Sie trifft alle Entscheidungen – küsst ihn, gibt ihm den Ring. Da hat Christoph [Christoph Drewitz, der Regisseur] mir sehr vertraut und meinte, dass ich die junge Frau von heute bin und ihm sagen soll, was ich denke. Das war richtig cool. 

Du durftest Julia also in vielen Punkten so entwickeln, wie du sie gesehen hast? 

Ja. In vielen Punkten stimmte es mit Christophs Version überein. Natürlich gibt es auch trotzdem Regieanweisungen und er hat mir gesagt, was er haben möchte, aber ich hatte das Gefühl, ich kann viel anbieten und vieles wurde auch übernommen. Mir war wichtig, dass sie nicht so mädchenhaft ist. Sie ist zwar wahnsinnig kindlich, aber sie sollte nicht so über dem Boden schweben. Ich habe ein weißes Kleid an und lange Haare, das ist für mich mädchenhaft genug. 

Mir war auch ganz wichtig, dass Julia wütend ist. Irgendwie finde ich es wichtig, wütende Frauen auf der Bühne zu sehen. Sie soll ihre Eltern anmotzen, wenn die sie anmeckern, sie soll wütend auf Romeo sein. Julia darf laut sein und einen Gerechtigkeitssinn haben. 

Warum ist dir das so wichtig? Weil man das Bild nicht kennt und Frauen immer klein und lieb sind? 

Jaaa, genau. Weil Frauen immer gleich zickig sind und eine Diva. Das ist so ein Ding, dass man Frauen klein hält und ihnen ihre Wut abspricht. 

Ich liebe zum Beispiel den Moment, wenn Pater Lorenzo »Der Wolf” singt und Julia Romeo zur Liebesnacht trifft. Das ist so intensiv, weil du ihn erst von dir wegschubst und ihn dann umarmst. 

Erzähle  mir doch noch, wie ich mir die Arbeit an so einer Szene vorstellen kann. Wie wurde zum Beispiel die Balkonszene erarbeitet? 

Es war allen klar, dass die Balkonszene total lustig ist. neuerdings finde ich es als Yasmina immer witzig, wenn Romeo vom Balkon fällt und ich sage: “Was, wenn einer meiner Vettern dich hier findet” und er nur antwortet: “Ach deine Blicke drohen mir mehr Gefahr als zwanzig ihrer Schwerter.” Wo ich immer nur denke: Alter, wenn dich ein Schwert trifft, bist du tot, was laberst du? Es freut mich auch immer, wenn es in der Szene Lacher gibt. Natürlich meint Romeo das ernst und es ist süß und romantisch, aber es ist trotzdem witzig. 

Wir haben anfangs dann über die Rollen gesprochen, was uns wichtig ist, wie wir die Rolle sehen. Dann haben wir die Szene einige Male gelesen und dann einfach ausprobiert und es ausbalanciert. Natürlich darf man es nicht nur auf die Witze spielen, es ist wichtig, die Worte trotzdem ernst zu nehmen. Alle warten auf die Szene und die muss gut sein.

»Und wir sehn uns wieder, ich zähl schon die Stunden, dann lass ich dich nicht nochmal los. Ich bau uns ein Luftschloss, unser Palast, und dort werden wir für immer wohn.«

Hast du einen Lieblingsmoment in der Show? 

Ich glaube, die Szene nach “Hormone” mit der Amme, da freue ich mich immer drauf, das macht Spaß. Und ich mag einen Moment, der mir beim ersten Put-In aufgefallen ist. In “Luftschloss” singen sie „Wir bekommen zehn Kinder, sie sehen aus wie du, sie spielen im Garten so frei” – und ich dachte nur, dass Julia kein Kind bekommen wird. Das ist so traurig, weil sie sich  in dem Moment so ein wunderschönes Leben mit so nachvollziehbaren Träumen ausmalen und man als Zuschauer weiß, dass nichts davon wirklich eintritt. 

Ist es herausfordern den Bogen von Trotz über Verliebtheit zur Liebe und dann zum Tod zu spielen? 

Ja und nein. Die Herausforderung ist vor allem die Konzentration. Und es ist eine Herausforderung, die Liebesgeschichte ernst zu nehmen, obwohl ich es selbst an vielen Stellen so wahnsinnig lustig finde. Da muss ich mich selbst oft daran erinnern, dass die Leichtigkeit und die Verliebtheit bleiben. Ich entwickle Spaß daran, den Humor zu suchen und ich muss leicht bleiben dabei. 

Ansonsoen, wie gesagt, viel aus dem Partner nehmen, dem Spielpartner zuhören, einfach darauf reagieren und handeln. Aber das wäre bei acht Shows pro Woche immer eine Herausforderung. Es passiert ja immer das gleiche, aber da muss ich genau bleiben und genau denken. Das macht mir auch total Spaß, weil ich dann auch an mir selbst arbeite.  

Willst du das weiterhin so machen? 

Erstmal schon, aber ich kann mir auch vorstellen, bald an kleineren Stadttheatern zu spielen. Ensuite würde ich nie ausschließen, aber ich denke, ich brauche danach erstmal eine Pause. Julia singt auch ständig und  das ist wirklich auch anstrengend. Die Stimme gewöhnt sich natürlich daran, aber trotzdem ist es eine körperliche Challenge. Der Körper ist nach einer Show auch einfach müde vom wach und präsent sein . 

Romeo und Julia Musical

Wie motiviert du dich dann? 

Ich versuche, genug zu schlafen. Aber auch nicht unbedingt bis mittags, weil ich dann nur für den Job lebe, was auch nicht gut ist. Ich probiere, genug zu essen und Kraft zu tanken. Und vor einer Show nehme ich mir immer etwas vor. 

Was war es gestern? 

Ruhe zu bewahren. Meine Tendenz als Spielerin ist, zu viel Gas zu geben und dann ist nicht genug Zeit, um die Prozesse durch den Körper gehen zu lassen. Das war schon im Studium mein Ding und das merke ich selbst auch. Ich hatte das Gefühl, dass ist mir gestern im ersten Akt ganz okay gelungen ist, im zweiten Akt besser. Deshalb nehme ich mir heute vor, den ersten Akt ruhiger zu spielen. Und es ist auch interessant, dass die Shows für mich die besten sind, wo ich mir vornehme, so 70 Prozent zu geben. Weil ich dann Ruhe habe. Das mache ich natürlich nicht die ganze Show über, aber ich erinnere mich  zwischendurch immer wieder daran. Ich habe das Gefühl, dass ich dann auch tiefer atme und meinen Spielpartner:innen besser zuhören kann. Aber so genau kann ich das nicht benennen, was dann passiert. Ich glaube, dass es nach außen keinen großen Unterschied macht, aber ich habe dann für den Rest des Tages und die Woche noch mehr Kraft. 

Auf der ersten Pressekonferenz haben wir ein Video gedreht, in dem du und Pauli gesagt haben, warum die Leute die Show sehen sollten. Ich frage dich jetzt nochmal: Warum sollten die Leute Romeo & Julia schauen? 

Weil die Geschichte so zeitlos ist. Alle Menschen verlieben sich überall auf der Welt, ständig und jeden Tag. Ich glaube, dass man sich in der Liebesgeschichte wiederfinden kann. Ich glaube, dass der Konflikt zwischen den Capulets und Montagues aktueller ist und es diese Situation immer wieder gibt. Solange man selbst nicht betroffen ist, ist es egal, aber irgendwen betrifft es immer. Es ist sehr menschlich, dass man Dinge lange verdrängt und erst handelt, wenn man selbst involviert ist. Und ich denke auch, dass man mit den drei Jungs Benvolio, Mercutio und Romeo als Publikum eine tolle Beziehung eingehen kann. Sie sind zwar total die Party animals, aber gleichzeitig sind es auch Jungs, die zu ihren Gefühlen stehen. Sie sind sensibel und kämpfen mit ihren Abgründen. Es geht um junge Männer, die sich mit ihren Gefühlen und Ängsten beschäftigen, das finde ich total schön und berührend. 

 

 

Danke für dieses tolle tolle Interview, Sarah!! Es hat soo Spaß gemacht mit dir über diese Sachen zu sprechen und ich freue mich schon aufs nächste Mal!

Und ich danke DIR, liebe Yasmina – für deine Offenheit, die tollen Antworten und unsere immer wieder einfach guten Gespräche. Bis zum nächsten Interview, ich freu mich drauf! 

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