Sie sagt, er sagt [Ferdinand von Schirach]

Sie sagt, er sagt – so geht das jüngste Schauspiel von Ferdinand von Schirach. Schlüter, erfolgreiche TV-Moderatorin behauptet, ihr Mann habe sie se6uell missbraucht. Das erinnert an die Luke-Mockridge-Debatte, im Verlauf des
Buches auch an Amber und Johnny, ein klassischer Fall von #metoo. Könnte man zumindest meinen, doch auch Schlüters Ehemann erhebt schwere Vorwürfe gegen sie. Es steht Aussage gegen Aussage und ein Gerichtsdrama entfacht. Schirach fängt das alles so gekonnt, so klug ein, es ist eine Freude. Die Dialoge auf den Punkt, die Gemüter der Parteien von Sekunde eins erhitzt. Als Leser:in ist man ständig mit nur einer Frage konfrontiert: Wem kann man hier eigentlich glauben? Darf es hier überhaupt um Vermutungen gehen?

Und genau das ist der Kern dieses Prozesses:
Se6ueller Missbrauch ist ein Kann-Spiel, zu oft subjektiv, immer persönlich. In Summe setzt er damit den Strich unter viele Diskurse der letzten Jahre und zeigt, dass auch erfahrene Strafverteidiger wie er in diesen Fällen nur Menschen sind. Schirachs vielleicht bester Fall und gleichzeitig der emotionalste. Ich wiederhole mich, aber er ist und bleibt einer der relevantesten Autor:innen der deutschsprachigen (Theater)literatur.

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